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Maria Hahnenkamp: Die analytische Kehrseite

Die Codes von Verführung, Mode, Sexualität - und deren analytische Kehrseite: "Die" Frau. Das gesellschaftlich geprägte Bild von ihr. Und die gesellschaftlich geprägten Blicke auf sie. Genderdiskurs. Die Themen umkreist Maria Hahnenkamp in ihrer Arbeit seit vielen Jahren mit großer Konsequenz. Für diese ihre insgesamt zweite österreichische Museumsausstellung, aber erste mit Überblickscharakter, hat Hahnenkamp nun eine systematische Summe ihrer Arbeit aus bald zwei Jahrzehnten getroffen. Dafür hat sie das Rechteck der ehemaligen Esterhazyschen Hofstallungen, in denen die Burgenländische Landesgalerie untergebracht ist, zweigeteilt in einen größeren hellen Bereich und einen kleineren, abgedunkelten, in dem drei Diaprojektionen laufen. Den Rundgang eröffnet eine kleine frühe Readymade-Arbeit aus 1989. Zwei Bonbonschachteln aus Blister, Pergaminpapierschälchen und Tüll spielen einerseits direkt an auf den genüsslichen Verzehr der Süßigkeiten, die die Schachtel einst geborgen hat. Andererseits verweisen sie mit ihrem Formenvokabular aus Wölbungen, Öffnungen und Verzierungen auf einen Diskurs des Begehrens, dessen ein Aspekt Erotik ist. Unterstreichen hilft diese Interpretation der nächste, eine ganze Wand einnehmende Block von Fotoarbeiten. Zugrunde liegen ihnen Großaufnahmen rot und braun gekleideter Frauentorsi. Während die ersten (und früheren) dieser Fotografien noch all-over weiß mit verschiedenen Mustern bestickt sind, macht Hahnenkamp deren Subtext (Ornamentik, Schönheit, aber auch Verletzung, Unterdrückung etc.) in den neuesten Arbeiten explizit: die Taillen der abgebildeten Frauen sind nun mit Textbändern umwickelt, auf denen bruchstückhafte Zitate von Judith Butler zu lesen sind: sie sprechen beispielsweise von "gesellschaftlicher Ermächtigungs- und Disziplinierungsprozessen" - Vorgänge, die die anschließenden drei Slide-Shows in Bilder übersetzen: Bildzitate aus Kunstgeschichte, Modefotografie und Pornografie, die, so scheint es, nur darauf gewartet haben, dass eine(r) sie einsammelt, um mittels ihrer Zusammenschau die eingangs erwähnten Kategorien hervortreten zu lassen. Über die Videodokumentation einer zweiten frühen Arbeit - das Bettzudeck-Album - Winter/Sommer" (1988/89) führt der Rundgang dann über in Bilder, die kaum mehr als leere weißgetünchte Räume zeigen - in ihrer Offenheit sind sie die dargestellten Wände lesbar als Projektionsflächen im Zustand des Bildes. Wiewohl diese Schau mit ihren insgesamt zehn Arbeiten im Umfang nicht groß ist, erfüllt sie auf schön-unverbrauchte Weise den Anspruch eines Werküberblicks.
Mehr Texte von Johanna Hofleitner

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Maria Hahnenkamp
04.05 - 19.06.2005

Landesgalerie Burgenland
7000 Eisenstadt, Franz Schubert-Platz 6
Tel: +43 - 2682 719-5000, Fax: +43-2682-64810
Email: office@landesgalerie-burgenland.at
http://www.landesgalerie-burgenland.at
Öffnungszeiten: Di - Sa 9-17, So, Feiertag. 10-17 h


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