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Lebt und Arbeitet in Wien II: Das Prinzip Biennale

Das Schönste an Tirana ist die Biennale. Das Schönste an Istanbul ist die Biennale. Das Schönste an Berlin ist die Biennale. Das Schönste an Taipeh ist die Biennale. Dass Schönste an Sao Paulo und Venedig ist sowieso die Biennale. Nur Wien hat bisher nichts Schönes. Doch womöglich glaubt man ja vor Ort, auch noch etwas Schönes zu brauchen. Viereinhalb Jahre ist es her, seit die erste Fassung von "Lebt und arbeitet in Wien" unter der Ägide der ortsansässigen Kunsthalle, damals noch in Krischanitz` strenger Kammer, über die Bühne ging. Nun gibt es eine Auffrischung, und wenn das Intervall auch überhaupt nichts von einer Biennale hat und das versammelte Künstlervolk doch recht unnomadisch und dem Titel entsprechend ein festes Standbein besitzt, so zeigt man zumindest durch das Organisationsprinzip, dass man nichts gelernt hat aus dem flächendeckenden Fiasko des Global Style. Drei Kuratorenmenschen müssen es also abermals sein, die nichts und überhaupt nichts von der Stadt verstehen, aber darin eine Qualität behaupten dürfen. Yuko Hasegawa, Japanerin, denkt im Katalog bei Wien an Wittgenstein. Hanna Wroblewska, Polin, fällt dazu der dritte Mann ein. Und Trevor Smith, Australier mit Wohnsitz New York, bindet sich einen Knoten ins Hirn, wenn er darüber schwadroniert, dass "ein Absehen von der lokalen Szene vom Verständnis dessen ablenkt, was es heisst, heute in Wien zu leben und zu arbeiten". Da muss sich Lucas Gehrmann, der die Belange der Kunsthalle für die Ausstellung hochhielt, für seinen "Blick von innen" dann schier entschuldigen. Dass die Schau nicht so schlecht ist, wie es angesichts des Ausstellungsmacher-Jet-Sets zu erwarten war, bedarf dann ebenso schier einer Erklärung. Zum einen mag es an der kruden, unverschämten, impertinenten Architektur von propeller z liegen, die sich gegen die Ortnersche Weichspülerei vehement verwahrt. Und zum anderen mag es daran liegen, dass die gezeigten Positionen, zum Beispiel Carola Dertnig, Richard Hoeck/John Miller, Leopold Kessler, Roland Kodritsch, Marko Lulic, Constanze Ruhm oder Markus Schinwald, einfach zu gut sind, als dass man sie dem Prinzip Biennale in den Rachen werfen müsste. Womöglich also braucht man in Wien doch nichts Schönes.
Mehr Texte von Rainer Metzger

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Lebt und Arbeitet in Wien II
14.05 - 04.09.2005

Kunsthalle Wien Museumsquartier
1070 Wien, Museumsplatz 1
Tel: +43 1 521 89-0
Email: office@kunsthallewien.at
http://www.kunsthallewien.at
Öffnungszeiten: Di-So 10-19, Do 11-21 h


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