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Thomas Baumann - Play the door of psycho: Bring du mich, bring ich dich

Türen. Kabel. Kästen. Kleinmotoren. Verstärker. Thomas Baumann baut wieder. Zum Beispiel hinter der gläsernen Eingangstür eine glänzend lackierte schwarze Holztür, die sich, leicht über der Erde schwebend, seltsam in einer Kurve in den Raum biegt. Je nachdem wie man`s sieht, hängt sie als Skulptur einfach im Raum oder dann doch auch wieder nicht. Auf der Hinterseite der lackierten Tür nämlich hat Baumann über einen Tonabnehmer eine Saite gespannt, so dass die Tür, richtig angefasst, zum Resonanzkörper wird respektive, so man will, zur großen E-Gitarre. Für die schmale Stirnwand wiederum hat er eine Konstruktion aus Gummiseil und Rollen gebaut, auch hier fehlt der Motor nicht, das um die Ecken laufende Seil ist diesmal schwarz und weiß, "Shape`n`Shade for a Black and White Rope" Im hinteren Teil des Raums schließlich ein weißes Podest, darauf ein hölzerner Kasten, an dem beidseitig jeweils ein langer schwarzer Schal montiert ist, dessen äußeres Ende mittels Nylonfaden an der Decke fixiert ist. Die einer ums Objektiv gespiegelten Großbildkamera ähnelnde Konstruktion will betreten werden, und zwar zu zweit, vis-à-vis - wie es die Symmetrie suggeriert. So getrennt man aber hineingeht, so nah kommt man drinnen zusammen, sobald jeder den Kopf ins dafür ausgeschnittene Oval gesteckt und den Blick auf die gläserne Trennwand gerichtet hat. Dank diverser elektronischer Steuerungselemente nämlich verschmelzen die Gesichter in der Dunkelheit in eins - ein Bild, das sich im Lauf einer Sekunde scheinbar selbst zeichnet. Mit diesem Apparat, "The-Bring-Another-Person-Piece", zitiert Baumann ironisch die Gründerzeiteuphorie des 19. Jahrhunderts angesichts einer breiten Palette optischer und illusionistischer Erfindungen, die schlussendlich zur kommerziellen Verbreitung des Films führten. Hierin liegt auch der Schlüssel zur Gesamtinstallation: die Kunst setzt sich in die Nische, die aus Verschmelzung primitiver Technologie und High-Tech entsteht. Selbstredend fehlen in diesem Zusammenhang auch nicht Baumanns bekannte Plottermalereien und ?zeichnungen. Diesmal in Tupfen-, Punkt- und Vierkantästhetik. In der Summe verweisen die Indizien ? Shapes, optische Linsen, der Dualismus von Schwarz und Weiß, die gespannten Saiten ? denn doch wieder auf die Kunst. Frank Stella, Ad Reinhardt, Jackson Pollock sind da als Referenzen gar nicht weit.
Mehr Texte von Johanna Hofleitner

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Thomas Baumann - Play the door of psycho
01.04 - 25.05.2005

Galerie Krobath
1010 Wien, Eschenbachgasse 9
Tel: +43 1 585 74 70, Fax: +43 1 585 74 72
Email: office@galeriekrobath.at
http://www.galeriekrobath.at/
Öffnungszeiten: Di-Fr: 11-18h
Sa: 11-15h


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