
Walter Seidl,
Save the day - fresh art from London: London Calling
Dass London als Kunstproduktionsstätte nach wie vor eine strategische, markttechnisch ausgerichtete Anziehungskraft auf KünstlerInnen aller Generationen ausübt, beweist die aktuelle, vom Wahllondoner Axel Stockburger kuratierte Schau im Wiener Kunstbuero. Gezeigt werden vier Positionen von KünstlerInnen unterschiedlicher Herkunft, die spezifische Momente des Alltags aufgreifen, dessen ephemer Charakter durch den Titel der Ausstellung ins Zentrum der (täglichen) Betrachtung gerückt werden soll.
Die Heterogenität einer Stadt wie London, in der jeder Tag eine neue kommunikations- und mobilitätstechnische Herausforderung bildet, führt zu einer differenzierten Bildergläubigkeit und Zeitvermessungskompetenz, wodurch die Schwelle zwischen medialer und realer Wirklichkeit oftmals übertreten werden kann. Diesem Phänomen geht Stockburger in seiner Videoarbeit "Boys in the Hood" nach, in der der Künstler Londoner Jugendliche über ihre Erfahrungen mit einem Computerspiel interviewt. Den BetrachterInnen werden in diesem Video Geschichten präsentiert, deren Authentizitätscharakter hinsichtlich eines moralisch und ethisch verwerflichen Umgangs mit Menschen und Luxusgütern erschreckende Dimensionen anzunehmen droht. Die Ergriffenheit der erzählenden Jugendlichen steigert sich in einem Maß, dass die Realpersonen in die Rolle der fiktionalen Spieler schlüpfen und aufgrund der Tatsache, dass der Name des Spiels nie genannt wird, sich ein Echtheitsfaktor einzustellen scheint.
Eine Parallelebene der anderen Art entwickelt der Spanier Manuel Saiz in einer vertikalen, Doppel-LCD Screen Konstellation. Saiz untersucht Bewegungsmomente tierischen Verhaltens im Zoo, wobei er die spezifischen (Körper-)Haltungen der einzelnen Tiere von SchauspielerInnen zeit- und bewegungsgetreu am Parallelscreen nachstellen ließ.
Die Schottin Zoe Irvine wiederum verbindet parallele Soundwelten auf, während Reisen gefundenen, althergebrachten Audio-Kassetten, die in der Galerie per Walkman zu hören sind. Douglas Fishbones Dia-Video Geschichte "The Ugly American" geht der Evolution mediengestützter Entwicklungen ans Eingemachte und mixt Bild- und Soundwelten zu einer satirischen Fernseh(bilder) Doku a la Carl Sagan.
Abgesehen von der lokalen Verortung der KünstlerInnen ergibt sich als Konnex ein lockerer und ironischer Umgang mit aktuellen Bild- und Tonformaten, der zu einer Fiktionalisierung des Dargestellten bzw. Wiedergegebenen führt.
Mehr Texte von Walter Seidl

Save the day - fresh art from London
03 - 26.03.2005
WAF Galerie
1060 Wien, Schadekgasse 6-8
Tel: +43 676 4114919
https://wafgalerie.com/
Öffnungszeiten: Mi 18-22 h und nach Vereinbarung
03 - 26.03.2005
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1060 Wien, Schadekgasse 6-8
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Öffnungszeiten: Mi 18-22 h und nach Vereinbarung