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Arte Fiera - Art First 2005: Mamma Bologna, geliftet

Als Mutter der italienischen Kunstmessen hat die Arte Fiera Bologna in den 28 Jahren ihres Bestehens manche Höhen und Tiefen erlebt. Waren am Anfang noch Koryphäen wie Leo Castelli unter den Ausstellern, büßte die Messe bald an Internationalität ein und geriet zum Sammelsurium. Seit einigen Jahren wird nun im Rahmen der Neupositionierung der Bologna-Messen auch am Relaunch der Arte Fiera gearbeitet. Mit deren 29. Ausgabe, die am Montag zu Ende ging, ist das Ergebnis nun erstmals in vollem Umfang sichtbar geworden. Zugunsten von Internationalität wurden insbesondere mediokre italienische Händler ausjuriert und renommierte Aussteller gewonnen oder zurückgeholt (darunter Schwergewichte wie Greve, Mayer, Schulte, Krugier). Bei 212 Teilnehmern verzeichnet die Messe jetzt ein Drittel internationale Aussteller, sieben davon aus Österreich. "Art first" - das Motto meint nicht nur die frühe Platzierung im europäischen Messe-Kalender. In neuem Layout will die Bologneser Kunstmesse auch am Napf der Ersten der Branche mitnaschen. "Die Messe ist zur veritablen Konkurrenz für Madrid geworden", findet etwa der Roberto Casamonti (Tornabuoni Arte). Der Triestiner Galerist, der neben italienischen Klassikern (Dorazio, Burri, Manzoni) auch Hubert Scheibl im Programm hat, wird der spanischen Schwester-Veranstaltung im Februar 05 erstmals fernbleiben. Und für jene, die wie Messe-Präsident Luca di Montezemolo (Fiat, Ferrari) die Werbetrommel rühren, steht sogar die Art Basel am Horizont. Nun, bis Basel ist es noch ein weiter Weg. Dennoch, dass die Arte Fiera in zentralen Punkten verbessert wurde, eröffnet ihr gute Chancen, sich international einzuordnen. Die Anmutung der ersten Messe Italiens ist jetzt elegant geworden. Die Gänge - früher regelrechte Flaschenhälse - haben sich geweitet, die Kojen sind größer (bis zu 150 Quadratmeter) geworden, die Stellwände hoch: So etwas kommt der Kunst und ihrer Präsentation immer zugute. Der architektonische Relaunch ermöglichte manch geglückte Präsentation. So hat beispielsweise Karsten Greves Ausstellung mit Bourgeois, Kounellis, Manzoni, Twombly Museumsniveau. Carlina aus Turin bringt frühe Arbeiten von Carol Rama in Zusammenhang mit italienischen Klassikern, darunter Boetti. D`Ascanio (Rom) fällt auf mit Spagnulo, Araki, Sugimoto. Gut behaupten sich auch Junge wie 20.21 aus Essen (Zimmermann, Ruff, Simmons) oder Hollenbach aus Stuttgart (mit einer schönen Kontextualisierung von Robert Schaberls Kreisbildern und englischer Malerei) - um nur einige zu nennen. Der strategisch wohl wichtigste Schachzug war das Engagement von Lorenzo A. Rudolf als Messe-Konsulent. Rudolf hatte sich als Sanierer unter anderem schon mit der Art Basel, der Frankfurter Buchmesse oder der Palm Beach profiliert. Für die Arte Fiera definiert er als Ziel, nicht andere Messen wie Basel oder London zu kopieren, sondern "als beste Kunstmesse Italiens eine international dimensionierte Plattform in Richtung Süd- und Ost-Europa sein." Dabei, das belegt insbesondere ein Vergleich der beiden Messeschwerpunkte "Giovani Gallerie" (Junge Galerien) und "Eastwards" nahe, hat die Arte Fiera insbesondere im zeitgenössischen Segment gute Chancen, sich international zu etablieren. Während der neu errichtete mehrgeschossige Pavillon mit den Hallen 16 und 18 insbesondere Galerien mit mittel- und höherpreisigen Programmen (Greve, Schulte, Mayer, Ropac, Tucci Russo, Krugier u.a.; aus Österreich Accademia, Bleich-Rossi, Hummel) eine Plattform bietet, liegt in den beiden langgestreckten Hallen 21 und 22 der Fokus auf jüngerer Kunst. Hier mischen sich ambitionierte Galerien aus Italien, Mittel- und Zentral-Europa. Neben den jungen Fördergalerien sind hier aber auch gesettelte Galerien wie die Londoner Lisson oder die Wiener Hilger und Lindner untergebracht. Zumal für die ausländischen Teilnehmer stellt sich als zentrales Kriterium für den Messeerfolg auf der Arte Fiera nicht zuletzt die Frage, wie gut sich einer auf die Klientel einzustellen vermag. Das Augenmerk sollte jedenfalls auf der italienischen Szene liegen, denn internationale Sammler haben sich nach Bologna nur wenige verirrt. Dabei ist der Italiener, hat er zu einem Galeristen erst einmal Vertrauen gefasst, durchaus treu. Er ist weiters kaufbereit - insbesondere im mittleren Preissegment zwischen 5000 und 100000 Euro. Er pflegt allerdings gerne auch einen abenteuerlichen Verhandlungsstil, was für Italien-Routiniers kein Problem darstellt, für viele Neulinge hingegen irritierend ist. Ein Marker der Arte Fiera 2005 waren die zentraleuropäischen Galerien. Unter dem Motto "Eastwards" erhielten hier sechs Galerien Förderkojen. Problemlos behauptete sich Jiri Svestka aus Prag mit spannenden Beiträgen junger tschechischer Malerei (besonders Holcová, Cernicky - preislich übrigens allesamt auf internationalem Level), Fotografie und Videokunst. Ebenso Gregor Podnar und Skuc aus Ljubliana: Beide setzten auf konzeptuelle Positionen - der eine auf Etablierte wie Irwin, Juri Leydermann, die andere auf bemerkenswerte junge Künstler (Ziga Kariz, son:Da, Sisley Xhafa). Wenig behaupten konnte sich hingegen Messe-Novizen wie H`Art aus Bukarest (mit schlecht vermittelten Arbeiten von Gorzo), Erika Deak aus Budapest (u.a. mit Malerei von Altstar Imre Bak), leider auch Hans Knoll mit seiner Budapester Galerie (mit Birkas, Brener & Schurz u.a.). Ihre Präsentationen wurden wohl als zu brav und unspektakulär wahrgenommen. Und vielleicht waren die angebotenen Arbeiten sogar zu billig, so paradox das auch klingen mag. Fast alle genannten osteuropäischen Galerien werden sich im April auch auf der ViennAfair präsentieren. Vielleicht ist Wien für sie das bessere Tor zum Westen. Es ist jedenfalls in greifbarerer Nähe.
Mehr Texte von Johanna Hofleitner

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Arte Fiera - Art First 2005
27 - 31.01.2005

Arte Fiera Bologna
40100 Bologna, Quartiere Fieristico di Bologna
http://www.artefiera.bolognafiere.it
Öffnungszeiten: Do-Sa 10.30-20, So 10.30-19 Uhr


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