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Waters and Watercolours: Die Wiener Commedia

Der Parcours durch die Galerie Kargl hat etwas Allegorisches. Es ist ein Instanzenweg, beginnend mit dem Laden an der Straße, in dem man den Schmutz der Alltagswelt noch bei sich trägt, sich fortsetzend auf schwierigem Terrain mit dem Abstieg in die Unterwelt, an den sich der Läuterungspfad über eine bequeme Treppe vorbei an Büro und Sitzgelegenheit anschließt, um zu guter Letzt am anderen, besseren Ende in der lichtdurchfluteten Freundlichkeit des zentralen Raumes zu enden. Wer da nicht den Anschluss an die Kunst gefunden hat, für den gilt sie nicht, die Wiener Commedia. Und weil es lustig zugeht in der menschlichen Komödie, gibt man jetzt unter einem schönen Titel "Waters and Watercolours". John Waters stand Pate dafür, der trashige Autorenfilmer, der einiges Material, das bei seinen kinematografischen Aufritten übriggeblieben ist, zu anderen Streifen zusammengefügt hat, die jetzt als Bilderportfolios an der Wand hängen. Ein wenig unscharf sind sie dabei geworden, aufgelöst oder flüchtig. Das, so sagt die Galerie, verbindet sie mit dem Aquarell, englisch "Watercolour", und schon hat man jenes Motto, das immer schon das Wichtigste war bei Gruppenschauen. Nicht alles ist aus Wasserfarbe in dieser Schau, es sieht aber auch bei den psychedelischen Tafeln Peter Zimmermanns oder den Plexikabeln von Berta Fischer so aus. Die Arbeiten von Martin Dammann und Chris Johannson sind tatsächlich Aquarelle, großformatig, aus dem Leben gegriffen, wie es überhaupt dank der Leipziger Schule und den Erfolgen eines Franz Ackermann heutzutage öfter vorkommt. Und dann gibt es die Überraschung des Ganzen, den Auftritt von Herwig Kempinger, von dem man in letzter Zeit wenig und das hier Gebotene schon überhaupt nicht sah. Auch er liefert Aquarelle, ganz in schwarz-weiß, ganz auf das Prinzip Baustelle konzentriert und ganz in einer Tradition der Realistik, die ein neues Licht ebenso auf Kempingers Fotografie wirft, die nun ihrerseits deutlich mit den Experimenten der Zwanziger Jahre verbunden scheint. Während der Rest der Exponate bunt gewürfelt sich über die Galerieräume verteilt, prangen und drängen sich Kempingers jeweils 70 auf 100 Zentimeter messende Papiere zweidutzendfach in jener Koje im Keller, die etwas hat vom Infernalischen. An solchen Orten musste man schon bei Dante büßen. Büßen dafür, es zu weit getrieben zu haben mit den Versuchungen und Verlockungen. Genau da gehört also Kempinger hin. Seine neuen Arbeiten sind Versuchungen und Verlockungen.
Mehr Texte von Rainer Metzger

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Waters and Watercolours
20.01 - 26.02.2005

Galerie Georg Kargl
1040 Wien, Schleifmühlgasse 5
Tel: +43 1 585 41 99, Fax: +43 1 /585 41 99-9
Email: office@georgkargl.com
http://www.georgkargl.com
Öffnungszeiten: Mi-Fr 13-19
Sa 11-16h sowie nach Vereinbarung


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