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Willem de Kooning: Die Malerei zum Gegenstand genommen

Die Frauen sind zu seinem Markenzeichen geworden. In vier Schüben hat sich Willem de Kooning, praktisch in Serie, mit dem Sujet "Woman" befasst, stets beeindruckt von der Kunstgeschichte - von Rubens mit seiner Fleischlichkeit bis zu wie Picasso, der die Leiber nach den Gesetzen der Moderne deformierte, entstellte, verzerrte. Hier ließ der illegal aus Rotterdam in die Staaten immigrierte Willem de Kooning, der gemeinhin der Einfachheit halber unter Labels wie New York School oder Ab-Ex gehandelt wird, die Malerei kulminieren. Allerdings bekleckerte er schon mal die Abstraktion mit Gegenstandsbezügen und vergrämte damit schon in den Fünfzigern die kurz vorher seiner Arbeit gegenüber noch durchaus euphorisch gestimmte Kritik, Clement Greenberg beispielsweise. Aus heutiger Sicht sind de Koonings "Women" praktisch durch. Kunstgeschichte eben. Ebenso wie beispielsweise die meist großartigen von Autofahrten und Verkehrsschildern inspirierten Landschaften der sechziger Jahre. Allemal gut, sehr gut sogar für Millionen-Dollar-Rekorde auf dem amerikanischen Kunstmarkt ("Interchanges" aus 1955 etwa erhielt 1989 mit 20 Millionen Dollar den höchsten Zuschlag, der jemals für ein Bild von einem lebenden Künstler erzielt wurde). Sie sind durch, aber zugleich wichtige Etappen auf seinem stets zwischen Abstraktion und Figürlichkeit pendelnden Weg hin zu einem Spätwerk, das als solches nicht viel Ebenbürtiges hat - und sicher kein Altherrenwerk ist. Hier setzt die von Florian Steininger kuratierte Ausstellung des BA-CA Kunstforum an. Mit zwanzig, dreißig ausgesuchten Gemälden wie Papierarbeiten aus den ersten drei Jahrzehnten von de Koonings relevantem Schaffen liefert sie einen schönen Überblick über dessen Entwicklung, stellt dann aber im großen Mittelsaal schwerpunktmäßig eine starke Handvoll Bilder des Spätwerks ins Zentrum - und zur Diskussion. Im Unterschied zur früheren kraftvoll gestischen, häufig auch pastosen früheren Malerei zeichnen sich diese Werke nun durch Zartheit, Leichtigkeit und Lichtheit aus. Flächigkeit, Linearität, Rhythmik sind da sichtlich ein Thema. Die Frage des Gegenstandsbezugs ist nachrangig geworden: Die Malerei selbst ist der Gegenstand. Wie sehr der alte de Kooning (der 1989 aufgrund seiner Alzheimer-Erkrankung für immer zu malen aufhören wird) damit einen äußerst zeitgemäßen Standpunkt vertreten hat, untermauert der große dritte - immerhin zweieinhalb Säle im rechten Seitenflügel des BA-CA Kunstforums füllende - Teil der Ausstellung. Hier konfrontiert Steininger späte de Koonings mit jüngeren Positionen, von Andy Warhol, Gerhard Richter über Brice Marden (gerade auch er ein Maler, der immer wieder radikale Wenden genommen hat) bis hin zu Jungen wie Michel Majerus, David Reed, Sue Williams, Christopher Wool, Jonathan Lasker oder Robert Zandvliet. Gemeinsam haben sie, dass sie alle - wenngleich von verschiedenen Ansätzen ausgehend - in ihre Malerei intellektuelles Kalkül und Reflexion als kritische Hinterfragung des Mal-Aktes eingebracht haben. Zumal in diesem dritten Ausstellungsteil schlägt sichtlich der Kunsthistoriker im Kurator durch. Dennoch: Die Auflösung ist gewiss nicht akademisch geraten, vielmehr ungemein spannend. Und sie ist mutig.
Mehr Texte von Johanna Hofleitner

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Willem de Kooning
13.01 - 28.03.2005

BA-CA Kunstforum
1010 Wien, Freyung 8
Tel: +43 (1) 537 33/10-17
Email: office@kunstforum-wien.at
http://www.kunstforumwien.at


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