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Schönheit oder malerische Effekte: Blumig und wurmig

Das Kunstpublikum, das auf der Suche nach Schönheit ist, muss heute verwirrende Umwege gehen. Laut Magdalena Ujma und Joanna Zielinska, Kuratorinnen der Ausstellung "Schönheit oder malerische Effekte" in der Städtischen Galerie in Bielsko Biala in Polen, ist Schönheit als ästhetische Kategorie nicht mehr glaubwürdige Trägerin der Wahrheit und des Guten. Besonders in den Medien traten an ihre Stelle Banalisierungen, Infantilisierungen und konsumfördernde Behübschung des Bildhaften. Die Ästhetisierung und Erotisierung des Bösen liefert schockierende malerische Effekte, die das Publikum stark polarisieren wie beispielsweise die Fotos der einstürzenden Türme des WTC und terroristische Selbstmörder. Unter diesen Prämissen ist es nicht verwunderlich, dass die stärkste Anziehungskraft in der Ausstellung, die 12 junge Positionen aus Polen zeigt, die zweiteilige Installation von Jan Simon ausübt. Sie simuliert effektiv den Selbstmord eines Malers und wirft damit die Frage nach der Aktualität der Malerei als Vermittlerin effektvoller Schönheit auf. Die Arbeit besteht aus der Videoaufnahme einer verkleinerten Rückenfigur des Künstlers und einer schön-dramatischen informellen Dripping-Landschaft im separaten White Cube, die nach der Explosion einer mit Farben gefüllten Puppe zustande kam. Nach theoretischen Disputen der Avantgarde und der Verwandlung des Videos in Kunst durch Nam June Paik bleibt anscheinend einem wahren Maler nichts anderes übrig als sich explosiv aufzulösen. Lakonischer geht Anna Ostoja mit dem Suizid in ihrer beschleunigten Filmanimation um. Sie instruiert auf einer comics-malerische Art, wie man heute ganz easy einen Selbstmord begehen kann. Die Arbeit ist vielmehr grotesk und bizarr als bloß schön. Die Spirale des Ekels setzt eine wie ein Großgemälde aussehende Wandprojektion von Anna Orlikowska in Gang. Sie zeigt Würmer, die wie kopulierende Menschenpaare oder bewegliche Piktogramme aussehen. Die damit erreichte biologische all over Struktur des Filmbildes reflektiert die Zusammenhänge zwischen Abstraktion, Ornament und Anthropologie. Dass Schönheit in der Malerei heute an den Kitsch grenzt ? davon handeln die beklemmenden Selbstporträts von Magdalena Moskwa. Sie porträtiert altmeisterlich einsame Frauen mit dunkler Physiognomie und physischen Mängeln umschlungen von giftig-wunderlicher Flora. Zwischen Fetisch und autonomer Skulptur oszillieren die "Blumen" von Malgorzata Markiewicz . Ihnen ist eine fast peinliche Obszönität eigen, wenn man entdeckt, dass sie sich aus Frauenkleidern - Röcken, Strümpfen und Höschen - zusammensetzen. Schönheit und malerische Effekte, die von anderen Medien aufgegriffen werden, sind hybrid-sonderbare und überwältigende Größen geworden. Am stärksten bestätigen diese Verwandlung die Werke, die das herrlich Hässliche, Verfallene, Aggressive und den Tod nicht ausschließen. So dass einem ihre aufreibende Schönheit an den Kragen geht.
Mehr Texte von Goschka Gawlik

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Schönheit oder malerische Effekte
06.09 - 05.12.2004

Galeria Bielska BWA
43-300 Bielsko Biala, ul.3.Maja 11
Email: info@galeriabielska.pl
http://www.galeriabielska.pl


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