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Albert Oehlen: Nicht unfreiwillig

Man trägt wieder Kitsch. Gerade hat "AD", ausgeschrieben "Architectural Digest", die Zeitschrift, die hauptberuflich für die schönsten Häuser der Welt zuständig ist, knallhart 150 Gründe benannt, warum es sich lohnt "Deutschland zu lieben" Kleider von Joop sind einer dieser Gründe, dass Zaha Hadid in Wolfsburg baut ebenso oder der "Langschaftdübel von Fischer". Es gibt auch Maler, die Gründe liefern, und von Neo Rauch über den Jungstar Martin Eder bis zum Altstar Gerhard Richter, der auch schon mal konzentrierter zu Werke ging, sind es durchweg Positionen, die das Figurative mit einem freiwillig unfreiwilligen Hang zum Gelsenkirchener Spätbarock verknüpfen. Man trägt wieder Kitsch. Offenbar gönnt man sich in Deutschland ja sonst nichts. Nun durchströmt auch die strenge Kammer der Wiener Secession der Engelsglanz des Wohlergehens. Ein Kaminfeuer lädt, eine wohlgestaltete Vase auf dem Sims darüber, zum Verweilen ein. Eine Dame sitzt im Fauteil, angetan mit Schmuck und Bauschfrisur, an der die phantastischen Vier des gleichnamigen Realismus ihre Freude hätten. Ein nacktes Mädchen, die Haut schimmernd in Goldbronze, wirft sich als dekoratives Objekt in Pose. Und ein Baumwesen, ganz Metamorphose, läßt versinken ins All des Organischen. Wären da nicht ein Paar Großformate verschütt gegangen in den Unsinnlichkeiten des Grau, es wäre richtiggehend heimelig.Und die Raumgestaltung, die sich diesmal aller Architketur enthalten hat und einfach zwei Wände einzog, tut ihr Übriges zur neuen Übersichtlichkeit. Gemeinsam mit seinen Kumpels Büttner und Kippenberger war Albert Oehlen seit zwanzig Jahren fürs Heimelige zuständig. Einst versprachen sie "Miete Strom Gas", "Wahrheit ist Arbeit" gab es kostenlos dazu, um sich Anfang der Neunziger mit "Malen ist Wahlen" etwas ins Ungereimte zu verflüchtigen. Nun ist Kippenberger tot, Büttner Professor und Albert Oehlen wieder mächtig da. Seine neuen Bilder sind schlicht Collagen und nehmen Plakatausschnitte, die schlechterdings den allgemeinen Geschmack bedienen, zur Grundlage einer Malerei über den Kitsch. In bester Tradition. Als Malerei über den Kunstbetrieb. Ganz freiwillig. Und vor allem nicht unfreiwillig.
Mehr Texte von Rainer Metzger

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Albert Oehlen
26.11.2004 - 30.01.2005

Secession
1010 Wien, Friedrichstrasse 12
Tel: +43 1 587 53 07, Fax: +43 1 587 53 07-34
Email: office@secession.at
http://www.secession.at
Öffnungszeiten: Di-So 14-18 h


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