Dorit Margreiter - 10104 Angelo View Drive: 6:45 Minuten ohne Ton oder Hollywood aus postfeministischer Sicht

Neben der Reflexion über die Produktions- und Projektionsformen der filmischen Apparatur befasst sich die Künstlerin Dorit Margreiter in der Filminstallation "10104 Angelo View Drive" mit den sozialen Auswirkungen von architektonischen Settings im medialen Gebrauch und der Demystifizierung Hollywoods. "10104 Angelo View Drive" ist de facto die Adresse des Sheats-Goldstein Hauses, das 1963 nach einem Entwurf des Stararchitekten John Lautner gebaut wurde. Als Film-Set von Hollywoodfilmen wie "Charlie`s Angels" oder "The Big Lebowski" bildete es die ideale Projektionsfläche als Ort des Verbrechens und der Perversion. Dorit Margreiters Installation in der MUMOK Factory zeigt neben der Filmprojektion durch die Nachbauten mobiler Lichtreflektoren und flexibler Wände die Charakteristiken einer Produktionsstätte. Was zunächst wie eine Dokumentation über die Funktion spätmodernistischer Architektur in Hollywoodfilmen wirkt, stellt sich als künstlerische Raffinesse heraus, die sich dokumentarischer Strategien bedient. Die gefilmte Architektur gewinnt durch sich öffnende und schließende Glaswände, sprudelndes und abrupt versiegendes Wasser an Special-Effects und überzeugt durch die Interaktion mit dem Screen. Die spannungsgeladene Parallelisierung von Verfahren der Konzeptkunst mit subversiven Tendenzen löst Margreiter exzellent durch den Auftritt der "Toxic-Titties". Die alienhaften Performances der kalifornischen Lesben-/Frauen-Gruppe "Toxic Titties" konterkarieren den ästhetischen Purismus der spätmodernistischen Architektur. Ihre Szenen verströmen den Glamour von Seventies-Science-Fiction-Trash und bringen postfeministische Themen wie Cyberspace, Körperpolitik und Biotechnologie ins Spiel. Anlässlich der Art Basel Miami Beach wurde der 16 mm Film kunstmarkttauglich auf eine DVD überspielt und von der Galerie Krobath Wimmer erfolgreich präsentiert.