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Danica Phelps: Sammlerdatenbanken, gezeichnet

Über Geld spricht man nicht so gerne. Wenn Ausstellungshäuser nur ungern ihre Jahresbudgets publik machen und Galeristen nicht wie selbstverständlich Preislisten ausliegen haben, so sind das nur einige wenige Anzeichen für das aus weitreichenden Gründen nicht unbedingt unverkrampfte Verhältnis des Kunstbetriebs zum Finanziellen. Was zu welchem Preis an wen verkauft wurde - auch solche Informationen fallen unter das Betriebsgeheimnis vieler Galerien, soll doch die Privatsphäre der Sammler geschützt werden. Um diese schert sich die in New York lebende Künstlerin Danica Phelps (Jahrgang 1971) herzlich wenig. Die Zeichnungen, die sie seit 1995 anfertigt, sind so etwas wie ihre Buchhaltung. Penibel verzeichnet sie darauf einerseits, wieviel sie in Zusammenhang mit der Produktion einer Zeichnung ausgegeben hat, andererseits, was sie ihr eingebracht hat - in roten bzw. grünen Strichen. Ebenso werden der Name des/der KäuferIn vermerkt. Dabei belässt sie es allerdings nicht, wird doch jede Zeichnung der Nachfrage entsprechend mehrmals angefertigt: Erwirbt jemand ein Bild, kopiert sie es von Hand und hat nun ein weiteres Exemplar zum Verkauf zur Verfügung, das sie mit dem Vermerk "2nd generation" usw. stempelt. In ihren Zeichnungen dokumentiert Phelps ihren Alltag - mit manchmal sparsamen, manchmal verworrenen Linien zeichnet sie transparente Körper: Mal Liebe machen mit der Freundin, dann wieder zwischen U-Bahn und Bahnsteig gefangen werden. Die Verzerrungen der Körper und ihrer Extremitäten erinnern manchmal an die Body Awareness-Arbeiten einer Maria Lassnig - und sind ebenso die Beobachtung ihrer selbst und ihres unmittelbaren physischen Umfelds. Mit der minutiösen Aufzeichnung ihrer Ausgaben für den Alltag erinnert sie zudem an die Tatsache, dass Kunstschaffende eigentlich immer arbeiten terr können sie doch alles immer wieder verwursten. Danica Phelps systematische Arbeiten erzählen viel über Galeriebetriebe und sind im Grunde riesige Datenbanken mit Sammleradressen. Das komplizierte Betriebssystem Kunst bringt sie damit exakt auf den Punkt.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Danica Phelps
15.10 - 20.11.2004

Galerie Hubert Winter
1070 Wien, Breite Gasse 17
Tel: +43 1 524 09 76, Fax: +43 1 524 09 76 9
Email: office@galeriewinter.at
http://www.galeriewinter.at
Öffnungszeiten: Di-Fr: 11-18h
Sa 11-14h


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