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Bewegliche Teile - Formen des Kinetischen: Der mit dem Blubb

Der Kampf des Kunsthauses Graz gegen das Kunsthaus Graz, einer verantwortlichen Ausstellungsgestaltung gegen die Widerwärtigkeiten der Architektur, geht ins zweite Jahr. In der Zwischenzeit hat man eine immerhin produktive Neuerung eingeführt. Nachdem die einzige einigermaßen glatte Fläche, die es im Kuhherz gibt, der Boden ist, legt man die Beschriftung nun aufs Parkett. Das erweist sich als durchaus angenehm. Weil die Selbst-Disneyfizierung in diesem Ambiente unumgänglich ist, gibt man nun eine Schau mit dem Titel "Bewegliche Teile". Alles, was irgendwie sich rührt, rattert und röhrt, hat man herbeigeschafft, damit es richtig rumort im Eingeweide-Bau. Letztes Jahr war es die Op Art, nun ist es die Kinetik. Letztes Jahr überließ man es dem Wahrnehmungsapparat, um es zu Bewegung und Betäubung zu bringen, nun übernehmen diese Arbeit die Arbeiten selbst. Man braucht vielerlei Maschinen, um dem biologistischen Überdruck des Hauses standzuhalten. Schwer zu sagen, ob es eine gelungene Präsentation ist. Viele Einzelstücke sind es gewiss. Eine wahnwitzige Bastelarbeit des 1965 geborenen Ungars Attila Csörgö macht sich nachhaltig geltend, wenn die platonischen Körper, Pyramide, Würfel, Dodekaeder undsoweiter, mittels Holzstäben und Bindfäden auf das Fragilste vor Augen gestellt werden. Martin Walde läßt seinen künstlichen Schlamm blubbern. Jason Rhoades bittet zur Erfahrung der Schwerelosigkeit; sein Simulator ist allerdings nur zu betreten mit einem Becher Softeis in der Hand. Die Veteranen des Kinetischen, Jean Tinguely, Günther Uecker, Gianni Colombo, Pol Bury, schreiben den Aktualitäten die Geschichte. Und die Installateure der Siebziger und Achtziger, Rebecca Horn, Bruce Nauman, Paul McCarthy, schreiben der Performance das Drehbuch. Schwer zu sagen, ob es eine gelungene Präsentation ist. Sie ist notgedrungen ein Erlebnis-Parcours, und der Eindruck von Spektakelkultur breitet sich umstandslos und sowieso über alles, was im Kunsthaus Graz stattfindet. Vielleicht kann man hier keine wirklich schlechten Ausstellungen machen. Dazu ist das Haus selbst viel zu schlecht. Vielleicht kann man hier keine wirklich guten Ausstellungen machen. Dazu ist das Haus selbst viel zu schlecht.
Mehr Texte von Rainer Metzger

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Bewegliche Teile - Formen des Kinetischen
09.10.2004 - 16.01.2005

Kunsthaus Graz
8020 Graz, Lendkai 1
Tel: +43/316/8017-9200, Fax: +43/316/8017-9800
Email: info@kunsthausgraz.at
http://www.kunsthausgraz.at
Öffnungszeiten: Di-So 10-18, Do 10-20 Uhr


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