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Die böse Farbe

Es beginnt auf einem herbstlichen Friedhof. Die kleine ländliche Gemeinde trauert. Ein Kind ist gestorben. Auf seinem Grabstein lesen wir das Jahr: 1897. Bereits die erste Einstellung des neuen Films von M. Night Shyamalan ruft eine Stimmung wach, die den Zuschauer bis zum Schluss gefangen hält. Es ist eine Stimmung, wie sie Fotografien aus dem 19. Jahrhundert vom Land und seinen Bewohner evozieren. Da ist eine seriöse Einfachheit, aber auch ein Touch von Geheimnis, eine Fantasie vom ländlichen Leben im 19. Jahrhundert in Amerika zwischen Arbeit und Spiritualität. Wir erfahren ebenfalls bald, dass der Tod des Kindes jenen angelastet wird, "von denen wir nicht sprechen". Das sind Wesen, die im Wald leben, der das Dorf und sein Tal umgibt. Eine Grenze, gesichert mit gelben Wimpeln, soll die Dorfbewohner schützen. Und die Vermeidung der "bösen Farbe", der Farbe Rot. Denn die "von denen wir nicht sprechen" verkörpern Aggression und Gewalt. Doch der Grenzschutz hat auch Nachteile: Seit vielen Jahren hat niemand das Dorf verlassen aus Angst, die rotgekleideten Kreaturen zu verärgern. Einer will es dennoch versuchen, da häufen sich die Warnungen: Haustiere werden tot und ohne Haut gefunden, das ganze Dorf muss mehrmals in die Keller flüchten, weil die Glocke des Wachturms das Überschreiten der Grenze durch die gefährlichen Wesen meldet. Und schließlich findet sich die "böse Farbe" unübersehbar mitten im Dorf: Ein Verbrechen ist geschehen. M. Night Shyamalan, Spezialist für suspensegetränkte Plots mit unerwarteten Wendungen in der Art von "The Sixth Sense", erzählt in "The Village" aber auch eine Liebesgeschichte. Ein blindes Mädchen, das Dinge spürt, die man nicht sehen kann, macht sich auf den gefahrvollen Weg durch den herbstlichen Wald, um Medikamente zu holen, die ihren Liebsten retten werden. Und obwohl sie in ein großes Geheimnis ihrer kleinen Welt eingeweiht wird, bleibt die volle Wahrheit für sie - im Gegensatz zum Zuseher - unsichtbar. "The Village" ist ein spannendes, von Literatur und Kunst der Spätromantik beeinflusstes Spiel mit dem, was man sieht, und dem, was man weiß. Für die blinde Protagonistin bleibt ihre Welt verzaubert. Ein bisschen holt sie damit auch den Zuseher in sie herein. Wenigstens in seinen Träumen. THE VILLAGE USA 2004 Buch und Regie: M. Night Shyamalan Darsteller: Joaquin Phoenix, Bryce Dallas Howard, Sigourney Weaver, Adrien Brody, William Hurt, Brendan Gleeson u.a. 108 min. thevillage.movies.go.com Ab 10. 9. im Kino.
Mehr Texte von Andrea Winklbauer

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