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Architektur in Bukarest 1920-1945: Neuland im Osten

Wer Marcel Iancu bisher nur als Mitglied des Zürcher Cabaret Voltaire und, neben Tristan Tzara, bedeutendsten rumänischen Dadaisten kannte, hat spätestens jetzt Gelegenheit, seinen Wissensstand zu erweitern. Der ausgebildete Architekt kehrte nämlich nach einer Zwischenstation in Paris nach Bukarest zurück und entwarf dort einige der besten Bauten der Zwischenkriegsmoderne. Der hauptsächliche Einfluss kam in einem Land, das mitten im slawischen Raum eine romanische Sprache hat, naheliegenderweise hauptsächlich aus Paris. Dort studierte man, dort lebte man, wenn man Tristan Tzara hieß, in einem Haus von Adolf Loos. Zu Hause orientierte man sich an Le Corbusier, aber auch an Erich Mendelsohn und seinen dynamisch ums Eck zischenden Halbrund-Erkern. Vieles mutet auch an wie jene großstädtischen Art-Déco-Bauten, die man an den Pariser Boulevards findet. Die Präsentation dieser dem internationalen Publikum bisher eher unbekannten Bauten im Rahmen der Ringturm-Ausstellung ist nichts anderes als eine vergrößerte Version des vor einigen Jahren im Pustet-Verlag erschienenen Buchs zum selben Thema, das sich nicht als allgemeine Darstellung des rumänischen Funktionalismus, sondern als Architekturführer zur Bukarester Moderne versteht. Das bedeutet, dass nicht nur keine Originalpläne zu sehen sind, sondern auch keine zeitgenössischen Fotografien der Bauten. Wenn man in den Begleittexten lesen muss, wie beeindruckend die alten Ansichten der großzügigen Innenräume seien, muss man sich fragen, warum man diese Fotos nicht einmal in Reproduktionen sehen darf. In den allermeisten Fällen gibt es gerade mal je ein Foto der (heute zum Teil veränderten) Bauten, meist von der Straßenseite aus, zu sehen, keine einzige Innenansicht verrät etwas über den Raumeindruck. Und die neu umgezeichneten Grundrisse stimmen teilweise mit den Fotos keineswegs überein, ohne dass dafür Erklärungen gegeben werden. Man muss wohl doch mal selbst hinfahren.
Mehr Texte von Iris Meder †

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Architektur in Bukarest 1920-1945
15.09 - 12.11.2004

Architektur im Ringturm
1010 Wien, Vienna Insurance Group, Schottenring 1
Tel: +43 1 531 39-DW 1115 oder DW 1101
Email: philippe.batka@airt.at
http://www.airt.at
Öffnungszeiten: Mo - Fr 9 - 18 h


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