Rainer Metzger,
Kölnische Karrieren
\"Der gegenwärtig anzutreffenden Tendenz zur Aufwertung der Präsentationsformen von Kunst, die einem spektakulären Eventcharakter verpflichtet scheinen, würde ich gern die gesteigerte Konzentration auf deren repräsentative Qualitäten entgegengestellt sehen.\" Mit solchen Statements kann man auch heutzutage noch etwas werden. Man kann beispielsweise neue Direktorin des Kölnischen Kunstvereins werden, und ebendies widerfährt Kathrin Rhomberg, bis vor kurzem Ausstellungsmanagerin der Wiener Secession, mit Beginn des nächsten Jahres.
Es geht also auch ohne Verbandelung mit dem Guggenheim. Es geht, wie Kathrin Rhomberg in ihren \"Anmerkungen zur Auffassung von Kunst und ihren Präsentationsformen\", mit denen sie sich im Rheinland präsentierte, es in Aussicht stellt, ohne die Kalküle mit der Erlebnisgesellschaft. In diesem Sinn betreute sie unter dem Krauthappel die souverän in Szene gesetzten One-Person-Shows etwa von Heimo Zobernig, James Coleman, Doug Aitken oder, ganz besonders, Mark Wallinger. Die geschwätzige Manifesta 3, die letztes Jahr in Ljubljana stattfinden mußte und bei der sie die Mitkuratorin abgab, haben wir fast schon vergessen.
Dort war nämlich exakt jener Mißstand allgegenwärtig, den Kathrin Rhomberg in ihrem Paper folgendermaßen skizziert: \"Ein häufig anzutreffendes Problem zeitgenössischer Ausstellungspraxis ist die unzureichende Reflexion des lokalen Kontextes. Die Präsentation internationaler künstlerischer Positionen ist nur zielführend bei gleichzeitiger präziser Einbindung in örtliche Zusammenhänge und ihrer Besonderheiten. Ein unbedingtes Erfordernis, an dessen Gültigkeit auch die Globalisierung unseres Erfahrungspotentials nichts geändert hat.\" Dem ist nichts hinzuzufügen.
Vielleicht sollten wir noch erwähnen, daß der Kölnische Kunstverein nicht die mitgliederstärkste unter den Privatinitiativen für Zeitgenössisches im deutschssprachigen Raum ist (da gehen ihm der Stuttgarter und der Düsseldorfer Kunstverein voran) und auch nicht der besucherstärkste (das ist, dank Klimt, die Secession). Aber Köln ist nach wie vor die bedeutendste deutsche Stadt für Gegenwartskunst, und zu den beiden Terminen der Premierentage der Galerien im Frühjahr und der Art Cologne im Herbst ist sie die Metropole. Da läßt sich zeigen, was man kann. Und es läßt sich etwas werden.
Mehr Texte von Rainer Metzger