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"Nothingness": Nicht nichts, aber nicht Nichts

Die Arbeiten, die in Eugen Lendls Galerie gesetzt, gestellt und gelegt wurden, erzählen in ihren Titeln von der Leere, von der Unzugänglichkeit, vom weggeworfen und beiseitegeräumt Werden, von der Unschlüssigkeit und der Abgeschlossenheit. In einem solchen Zusammenhang wird dann auch ein "Untitled" zur Referenz ans Unausgelotete. Ein Werk, gestaltet von Stefan Bruggemann, wuchtet zwanzig Pappkartons ins Eck, die allesamt beschrieben sind mit dem Wort "Nothing". Kein Zweifel, es geht alles irgendwie um nichts. Aber ob es auch um das Nichts geht, um das großgeschriebene, eigentliche, ins An-und-Für-Sich eingebettete Nichts, von dem der Ausstellungstitel vollmundig und sartreanisch berichtet? Nothingness ist die Essenz zum Nothing. Nothingness meint etwas anderes als leere Fläche, unbearbeitetes Material oder liegengelassener Entwurf. Nothingness zielt aufs Volle, und wenn es auch nur jener Versuchsballon ist, den ein Kurator, in diesem Fall Neil Robert Wenman, der in London für Lisson arbeitet, gerne einmal steigen läßt, um zu beobachten, was die Leute alles glauben. Kein Zweifel, dass es eine schön anzusehende Schau geworden ist, sehr schwarz-weiß, zusammengestellt aus Positionen, die zum einen in Gestalt von Conceptual-Veteranen wie Robert Barry oder Art & Language von Lisson kommen, die sich zum anderen als die Künstler der Galerie Lendl darbieten (Erjautz, Kienzer, Reiterer, Wilfling) und die zum dritten mit der Arbeit Gregor Podnars zu tun haben, in dessen slowenische Galerie die Schau anschließend wandert. Diese Präsentation ist wahrlich nicht nichts. Yves Klein hat im Jahr 1958 die Ausstellung "Le vide" ins Werk gesetzt, die tatsächlich nichts zeigte als den leeren Raum eines Erdgeschosses. Täglich sollen sich Hunderte von Besuchern in der Schau gedrängelt haben. Dass dennoch, wie Klein selbst es beschreibt, "viele Leute stundenlang in der Galerie bleiben, ohne ein Wort zu sagen, und manche zittern oder fangen an zu weinen", um sich im gerammelt vollen Saal der Geworfenheit des Solitären auszusetzen, zeigt hinlänglich, was man bereit ist wahrzunehmen, wenn man es im einschlägigen Kontext wahrnimmt. So auch hier: "Nothingness" liefert die Kunst; die Arbeiten liefern "Nothing".
Mehr Texte von Rainer Metzger

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"Nothingness"
08.10 - 20.11.2004

Galerie Eugen Lendl
8010 Graz, Bürgergasse 4/I
Tel: +43 - 316 - 82 55 14, Fax: +43 - 316 - 82 55 144
Email: info@eugenlendl.com
http://www.eugenlendl.com
Öffnungszeiten: Di-Fr 14-19, Sa 10-13 h


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