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Christian Hutzinger - still: Unentschieden

Gewinnen muss man die Heimspiele. Und für Christian Hutzinger, der 1966 in Wien geboren wurde, der an der Angewandten in Wien studiert hat und heute in Wien lebt und arbeitet, ist die Ausstellung in der Factory des MUMOK zu Wien allemal ein solches. Man könnte ja meinen, es sei wichtiger, Manifestas zu bestücken und Berliner Galerien auszustatten. Doch nein, zuhause entscheiden sich die Partien. Hutzingers Malereien gestalten sich eher großformatig. Drauf auf den Leinwänden sind einfache Gebilde, denen man die Herkunft aus den geometrischen Schlichtestformen Kreis oder Rechteck noch ansieht und die in eine Art Lebewesen verwandelt worden sind, denn sie bewegen sich aufeinander zu, stoßen sich ab, sind jedenfalls immer in einem Miteinander befangen. Zudem stehen sie in Kontakt mit Formen nicht minder einfältiger Fasson, mit Linien, mal gerade, mal gebogen. Ein knalliger, gerne monochromer Hintergrund liefert der Szenerie den Schauplatz, und man könnte sich an "Flatland" erinnert fühlen, Edwin Abbotts Dimensionen-Roman aus dem späten 19. Jahrhundert, und seine Welten, in denen die Bewohner nur aus Punkt oder Fläche bestehen. Doch wäre das nachgerade retro, und so sind es Situation und Site-Specifity, die in Hutzingers Bildern den Ton angeben. Also sind die gebogenen Linien Röhren und gemahnen an die Decke der Factory. Und also spielt der Raum und seine "Thematisierung", wie Pressetexte das dann nennen, die Hauptrolle. Und also ist das Ganze überhaupt diskursiv. Das bringt mit sich, dass die Bilder im Katalog besser wirken als in der Ausstellung, denn da dürfen sie kleiner sein, verspielter und weniger aufgeladen mit Theorie. Und sie müssen sich nicht mit der puren Tatsache ins Benehmen setzen, dass sie in einem Kellerareal hängen, das jetzt plötzlich in seiner Institutionalität "thematisiert" wird, um "Realitätsebenen" zu "hinterfragen". Das Heimspiel ist, sagen wir, unentschieden ausgegangen. Und die Zusammenfassung der Begegnung, die Publikation, macht sie besser als sie ist. Hutzingers Malerei ist in erster Linie Bestandteil der Medienwelt. Wie wäre es auch anders. Das ist dann ihre Lehre für die Gegenwart. Wenn man denn eine Lehre braucht.
Mehr Texte von Rainer Metzger

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Christian Hutzinger - still
13.08 - 10.10.2004

mumok - Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien
1070 Wien, Museumsquartier, Museumsplatz 1
Tel: +43 1 52 500, Fax: +43 1 52 500 13 00
Email: info@mumok.at
http://www.mumok.at
Öffnungszeiten: Täglich: 10.00–18.00 Uhr, Do: 10.00–21.00 Uhr


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