
Walter Seidl,
Gerald Van Der Kaap - Jump Cut: Die Fixierung des Blicks
Die vielfältigen Verwendungsweisen der Fotografie als analoges, digitales und die Wirklichkeit transzendierendes Medium erprobt der niederländische Künstler Gerald Van Der Kaap derzeit in seiner ersten österreichischen Personale bei Camera Austria.
Entgegen der medialen Reizüberflutung und Überproduktion an Bildinformation, der wir täglich ausgesetzt sind, erstrecken sich Van Der Kaaps Bildinhalte gezielt über verschiedene geografische, mentale und historische Territorien, um dabei über den gesamten Ausstellungsraum eine Bildermatrix von einer, in ihrer Eigendynamik begründeten Schwerelosigkeit zu legen.
Im Zentrum der Bildproduktion steht für Van Der Kaap die Auseinandersetzung mit dem Karnivalesken, dessen grundlegende Wirkung in einer Aufhebung hierarchischer Strukturen resultiert und marginale sowie dezentrale Erscheinungsformen in den Vordergrund (der Bildbetrachtung) rückt. So befindet sich etwa am Eingang eine Reproduktion jener Dachansicht von einem der Pioniere der Fotografie, Nicéphore Niépce, aus dem Jahr 1826, die mit dem Blick aus einem Hotelzimmerfenster über die Dächer von Kyoto aus dem Jahr 2000 korreliert. Die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen drückt sich auch in einer Serie von Video-Display-Environments aus, in denen jeweils doppelte Bildsequenzen auftauchen, die auf Van Der Kaaps Beschäftigung mit der VJ-Kultur und ihren sekundenschnellen Loops in Bild und Ton verweisen. Diese testbildartigen Bild- und Soundcollagen werden an anderer Stelle wiederum von Turntablefotos und Plasmascreenvideos von urbanen Begegnungsmomenten ergänzt.
Ein spezieller Teil der Ausstellung beschäftigt sich mit Fotos, die im Rahmen eines Artist-in-Residence Aufenthalts an der Universität Xiamen in China im Jahr 2002 entstanden sind. Fotos vom Studentenheim, seinen Einrichtungen und den Lebensgewohnheiten der Studentinnen werden mit Videos aus demselben Umfeld kombiniert. Van Der Kaaps intensive Auseinandersetzung mit der asiatischen Welt wird auch an anderen Stellen der Ausstellung sichtbar, etwa anhand der technologischen Entwicklungsfelder und einer frühen Bildbearbeitungsserie des Mount Fuji von einem Tokyoter Artlab Anfang der 1990er Jahre.
Der Bilder-, Zeiten- und Themensprung, den auch der Titel der Ausstellung impliziert, führt BetrachterInnen eine kontrastreiche Situationsanalyse gegenwärtiger Lifestyleformationen vor, deren Aktualität jederzeit spürbar ist und auch die Position von Camera Austria als richtungsweisende Ausstellungsplattform im Umgang mit fotografischen Bildmedien hervorhebt.
Mehr Texte von Walter Seidl

Gerald Van Der Kaap - Jump Cut
14.08 - 26.09.2004
Camera Austria
8020 Graz, Kunsthaus Graz, Lendkai 1
Tel: +43(0) 316/ 81 555 00, Fax: +43(0) 316/ 81 555 09
Email: office@camera-austria.at
http://www.camera-austria.at
Öffnungszeiten: Di-Sa 10-17 h
14.08 - 26.09.2004
Camera Austria
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