... and in between & Gerold Tagwerker: Maximal konzeptuell
Man kann es verschieden sehen: Einerseits hat Grita Insam in der Köllnerhofgasse zwischendurch wieder einmal eine wirklich feine Programm-Überblicksausstellung auf die Beine gestellt. Andererseits hat sie so richtig "in between" einen Fuß in den benachbarten Heiligenkreuzerhof gesetzt und dort - vorerst probeweise - ein wunderschönes Parterre-Lokal als Ausstellungsraum angemietet, den Gerold Tagwerker mit einer puren Objektinstallation bespielt, die das modernistische Grid aufgreift.
Schöner Zusammenhang: beide Ausstellungen stehen in einem geradezu symbiotischen Verhältnis zueinander. Während sich Tagwerker streng konzeptuell präsentiert, versammelt "... and in between" ebenfalls eine Reihe sehr klarer, konzeptiver Arbeiten, vorwiegend in den Medien Video, Fotografie, Zeichnung und Objekt. Da stellt gleich mitten im Eingangsbereich Peter Sandbichler in radikaler Erweiterung des Skulpturenbegriffs eine hölzerne Kindersandkiste auf. Ernst Logar richtet das Objektiv auf leere weiße Koje, nur das Plexiglasetikett verrät, dass der Standort eine Kunstmesse ist. In zwei ruhigen "Interieurs" lässt Sigrun Appelt den Blick melancholisch über den Plafond eines Hotelzimmers schweifen - noch stärker könnten die Fotografien wirken, wären sie nicht derart stark vergrößert. Von ausnehmender Poesie ist Alexander Gutkes, vor eine Fensterscheibe montierte DVD-Arbeit: Die Projektion einer Wolke auf eine Postkarte aus Caracas. Eric Glavin leitet dann mit drei fotografischen Geometrien - die in ihrer Formensprache wiederum Flora Neuwirths die Architektur von Comic-Strips zitierenden "LTB"-Zyklus verwandt scheinen - in den Hauptraum über. Mit Video und Storyboard dockt hier Martin Waldes mehrdeutige "Zucker"-Story an. Katharina Matiasek wiederum reorganisiert eine Landschaftsfotografie durch eingeschnittene Sehschlitze. Oder Frantisek Lesak: er schreibt in einer extrem reduktiven Zeichnungsserie die Bildwelt von Alain-Robbe Grillets Roman "Jalousie" fort. Ganz radikal schließlich die Position Michael Pfisterers, der öffentliche Gebäude wie Lagerhallen, Parkdecks soweit auf ihren Modulcharakter überprüft, bis die Bilder zu Streifen oder Gittern gefrieren.
Im benachbarten Heiligenkreuzerhof überzeugt Gerold Tagwerker vor allem im größeren, nur mit zwei Skulpturen bestückten Hauptraum: einem mit Silberfolie beklebten Steckregal, das als "Mirror.grid" das Montageprinzip eines Ikea-Klassikers aufgreift. Und einem aus einfachen weißen Industriedeckenleuchten zusammengebauten Lichtwürfel: hell leuchtend liegt dieser "cube.cool.white" mitten im Raum - und würde fast meditative Ruhe ausstrahlen, wäre da nicht das unregelmäßige, durch einen Zufallsgenerator gesteuerte Flackern. Kleine, nach der Vorlage einiger Bilder Mondrians organisierte Spiegelmosaike runden ein durchaus klares Statement ab, dessen Reiz, aber bisweilen auch Problematik, im souveränen Spiel mit industriellen Formen und Werkstoffen liegt.
13.07 - 20.08.2004
Galerie Grita Insam & Galerie Grita Insam - Heiligenkreuzerhof
1010 Wien, Köllnerhofgasse 6 / Grashofgasse 3
Öffnungszeiten: geschlossen