Arnulf Rainer - Porträts / Peter Baum - Photograph: Rainer:Baum - 0:1
Arnulf Rainer wird im Herbst 75 Jahre alt. Das bringt eine Reihe von Festausstellungen, in denen - sagen wir doch: hoffentlich - einiges von den kraftvollen großen Arbeiten früherer Jahre zu sehen sein wird. Richtig ist es aber auch, bei solch einem Anlass die aktuelle Produktion zu zeigen. Das ist ein ehrliches Barometer für den status quo. Die Galerie Ulysses zeigt also nun überwiegend neue "Porträts" des Übermalers, wobei die Übermalerei hier von der Überzeichnerei abgelöst wurde. Dem klassischen Genre scheint sich Rainer besonders in den letzten Jahren intensiv gewidmet zu haben. Den Eindruck erweckt zumindest die Fülle des ausgestellten Materials, aufgeblasene Laserkopien und Fotografien, die mit verschiedenen Stiften und Kreiden überarbeitet wurden. Von Aigner bis Zambo, dazu Burdas, Husslein, Schwarzenberg, Essls, Harnoncourt, Weiermair, Peichl, Kollegen wie Pichler, Roth, Prachensky und wie sie noch heißen, sind hier alle versammelt, die in der Kunstgesellschaft Rang und Namen haben. Arnulf Rainer, der von ihnen Gesammelte, Bewunderte, Ausgestellte, verpasste den Kunstpromis nicht gerade einen Heiligenschein. Aber sie erinnern dran, diese so schalähnlichen wie schalen Strichbündelungen, die er um die Antlitze der Porträtierten fließen lässt und aus denen sie durchgucken, als wären`s heruntergelassene Vorhänge. 50 Nummern führt die Ausstellungsliste an, und die Society-Parade wird recht bald fad. Mal sind die Nur wenige Ausreißer sind drunter, und das sind allesamt Blätter aus besseren Zeiten: etwa Dominik Steigers zugekritzeltes "Porträt mit offenem Mund" und Ossi Wiener in "schönster Pose" (beide aus 1970); Otto Mauer, als er posthum "ein gefeierter Schauspieler wurde" (1975); passabel auch ein paar Schauspieler-Porträts mit Minetti, Lohner, Schenk, Werner, Schell aus den späten 90er Jahren. Ausgiebig entschädigt wird man im zweiten Ausstellungsraum von Ulysses, im Dachgeschoss. Dort gibt Peter Baum Einblick in sein eigenes fotografisches Schaffen, und das ist üppig. Denn der Linzer Museumsmann i.R. hatte stets die Kamera dabei, auf allen Vernissagen, die er besuchte, allen Reisen, die er unternahm, bei allen Konzerte, die er hörte. Sein Zugang ist ein klassischer, ganz im Sinn der straight Photography, die ihm auch bei seiner Museumsarbeit immer wichtig war. Dabei interessierte ihn, wenn er die Kamera zückte, immer menschliche Seite der Künstlern, ihre Überzeugung, ihre Identität. Unbeeindruckt davon ob sie Beuys, Qualtinger, Saint Phalle, de Chirico oder Artmann hießen, hielt er sie jeweils in typischen - bald konzentrierten, bald charmanten, bald witzigen - Situationen fest. Posieren ließ er sie jedenfalls nie. Bei aller Prominenz.
07.09 - 23.10.2004
Galerie Ulysses
1010 Wien, Opernring 21
Tel: +43 (0)1 / 587 12 26, Fax: +43 (0)1 / 587 21 99
Email: ulysses@galerie-ulysses.at
http://www.kunstnet.at/ulysses
Öffnungszeiten: Di-Fr 10-18, Sa 11-14