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Fritz Wotruba - Skulpturen & Zeichnungen: Sailers Meilenstein

Etwas mehr als 30 Jahre ist es her, dass der junge, als Jurist ausgebildete und als Journalist tätige John Sailer dem Drängen seiner nach Monsignore Otto Mauers Tod in Wien galeriemäßig "verwaisten" Malerfreunde Markus Prachensky, Arnulf Rainer, Josef Mikl und Wolfgang Hollegha nachgab und sich, entgegen aller Überzeugungen, nach und nach doch mit dem Gedanken anfreundete, selber eine Galerie zu eröffnen. Die Entscheidung sollte aber nicht fallen, ohne den Rat eines väterlichen Freundes und Mentors eingeholt zu haben - und der war kein Geringerer als Fritz Wotruba. Der in Wien auch als Kunstfunktionär einflussreiche und äußerst informierte Bildhauer riet dem jungen Freund vehement ab. Setzte bloß nach: "Wenn du es doch machst, werde ich dabei sein." Wotruba war dabei, gleich in der ersten Ausstellung, einer Hommage an Otto Mauer und in der Folge auch in einigen der vielen Einzelausstellungen, die Sailer seit 1975 im Team mit seiner Geschäftspartnerin Gabriele Wimmer in neuen Räumlichkeiten am Opernring organisierte. Im Andenken an den langwierigen Entscheidungsprozess - der sich nicht zuletzt im Galerienamen "Ulysses" widerspiegelt - widmen Sailer/Wimmer die Jubiläumsausstellung anlässlich des 30jährigen Bestehens der Galerie Fritz Wotruba. In Zusammenarbeit mit dem "Verein der Freunde zur Erhaltung und Betreuung des künstlerischen Nachlasses von Fritz Wotruba" wurde eine kleine feine Überblicksausstellung mit Arbeiten aus allen entscheidenden Werkphasen zusammengestellt. Als wollten sie den Raum für die Skulpturen aufspannen, liegen einander im zentralen Saal zwei "Große liegende Figuren" aus Bronze gegenüber: eine fast noch kubistisch aufgelöste mit abgewinkeltem Bein und aufgestützten Armen aus 1951/53, die andere in vollendeter Tektonik in Quadern und Kuben zerlegt aus 1960. Dazwischen eine Reihe kleiner, teilweise ganz miniaturhafter Arbeiten, die Wotrubas Entwicklung von einem tradionsgebundenen Akademismus ("Portrait Kopf Robert Musil, 1938) über eine an Modigliani erinnernden Spielart modernen Klassizismus? (zB "Frauenkopf" 1946), die Auseinandersetzung mit Giacometti hin zu den Säulenarbeiten ("Gehender", 1952) und der späten tektonischen Auffassung, wie sie etwa der Marmorkopf aus 1962/64 repräsentiert, nachvollziehbar machen. Eine wichtige Erweiterung bildet das graphische Kabinett der Ausstellung. Aquarellierte Skizzen, an die harte Schraffur des Bleistifts erinnernde Zinkographien, Tuschezeichnungen und -malereien verdeutlichen die analytische Herangehensweise Wotrubas, die 1976 in seinem Opus Magnum - der 1976, nach seinem Tod, eingeweihten Kirche "Zur heiligen Dreifaltigkeit" in Wien Mauer - ihren nachhaltigen Ausdruck findet. Postskript: Die Ausstellung markiert übrigens auch das Ende des Wotruba-Vereins. Im Zuge der Vorbereitungen ist es gelungen, den Nachlass in eine Stiftung einzubringen. Damit ist auch die jahrelange leidige Debatte um die Gründung eines Wotruba-Museums beendet: Ab 2006 wird Wotrubas Oeuvre permanent in einem Studiensaal im Tiefspeicher des ehemaligen 20er Hauses zugänglich sein.
Mehr Texte von Johanna Hofleitner

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Fritz Wotruba - Skulpturen & Zeichnungen
30.10.2004 - 19.01.2005

Galerie Ulysses
1010 Wien, Opernring 21
Tel: +43 (0)1 / 587 12 26, Fax: +43 (0)1 / 587 21 99
Email: ulysses@galerie-ulysses.at
http://www.kunstnet.at/ulysses
Öffnungszeiten: Di-Fr 10-18, Sa 11-14


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