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Philippe Bradshaw - a fly in the house: Wie am Schnürchen

Wir haben uns längst daran gewöhnt, im Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit von Kunstwerken zu leben. Tatsächlich kennen viele Menschen berühmte Kunstwerke fast nur noch über Reproduktionen. Im Gegenzug dazu trumpfen Museen und Ausstellungshäuser mit dem Versprechen des Originalen auf. Dass es aber die Reproduktionen sind, die den Ton angeben, führt uns erneut Philippe Bradshaw vor Augen. Seine im Doppelsinn mehrschichtige Installation im Rupertinum besteht aus Vorhängen aus Aluminiumketten, wie sie in spanischen Bars Verwendung finden. Die Kettenglieder sind bunt und wie Pixel in einem digitalen Bild eingesetzt. So reproduziert Bradshaw Gustav Klimts Danae und ein Detail aus dem Beethovenfries, Andy Warhols Totenschädel, das Bild eines Astronauten, Gustave Courbets "Origine du monde" und die große Woge von Hokusai. Philippe Bradshaw untersucht die Wirkung der über die Reproduzierbarkeit unbegrenzten Verfügbarkeit. Über die von Walter Benjamin gemachte Feststellung des Verlusts der Aura geht er dabei weit hinaus. Auf subtil verspielte Weise lässt er den Besucher der Installation in die reproduzierten Bilder eintreten. Der Vorhang, der trennt, teilt sich und den Beethovenfries und gibt den Weg frei in ein Modell unserer von Bildern beherrschten Welt. Der Kitschfaktor der Kettenvorhänge führt uns auf die richtige Spur: Es ist die Welt der Untersetzer und der Pralinenschachteln, kurz: - gerade in Salzburg - unsere allernächste Umgebung. Doch je näher man Bradshaws Bildern kommt, desto mehr entziehen sie sich. Dafür kann man den Beethovenfries auch von hinten betrachten. Oder die Woge von Hokusai in Bewegung versetzen. Die Bildauswahl ist ja ebenfalls nicht ohne. Es sind ausnahmslos sehr bekannte, einflussreiche Bilder, die da zu sehen sind. Zum Schönen und Hässlichen gesellt sich das Provokative und das mit Manipulation assoziierte Bild, der Astronaut, der an die erste Mondlandung denken lässt, deren Fotos für die Zweifel an der Realität medial verbreiteter Bilder stehen. Es ist ja nicht so, dass wir noch nicht gewusst hätten, was für Schindluder mit Bildern - und nachgerade mit den berühmtesten - getrieben wird. Doch Philippe Bradshaw führt uns mit Opulenz trotz allem vor, auf welch sinnliche Art man noch immer darüber sinnieren kann.
Mehr Texte von Andrea Winklbauer

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Philippe Bradshaw - a fly in the house
25.07 - 29.08.2004

Museum der Moderne Salzburg Rupertinum
5010 Salzburg, Wiener Philharmonikergasse 9
Tel: +43 662 84 22 20.451, Fax: +43 662 84 22 20.750
Email: info@museumdermoderne.at
http://www.museumdermoderne.at/
Öffnungszeiten: Di-So 10-18, Mi 10-20h


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