Nina Schedlmayer,
Ein Kunstprojekt zum Thema `Wohnen`: Aufgewirbelter Staub
Staubig ist es natürlich schon. Stöckelschuhträgerinnen sind möglicherweise knöchelbruchgefährdet. Und damit, dass auf der Jacke keine Spuren zurückbleiben, darf man nicht unbedingt rechnen.
Das Haus, in dem Denise Parizek (pogmahon) und Renate Huber eine Ausstellung organisiert haben, ist nicht gerade bezugsfertig. Böden herausgenommen, Verputz da mal vorhanden, anderswo vielleicht weniger, Rohre aus den Wänden ragend. Bis 1938 war hier eine Synagoge untergebracht, davor das Lokal eines israelischen Tempelvereins.
Nun soll das Gebäude saniert und aufgestockt werden - und in diesem Übergangszustand präsentieren 15 KünstlerInnen ihre Arbeiten, die teils auf den Ort direkt Bezug nehmen. Ed Balint etwa hat seine quadratischen Tafeln mit jeweils drei mal drei Piktogrammen - soweit möglich - passend zur Funktion des Raumes platziert: "dirty laundry" mit Wäschereizeichen hängt im Bad, eine Tafel mit Kondomen im Schlafzimmer.
Manche beschäftigen sich allgemeiner mit Erinnerung. Aufsehenerregende Arbeit und begehrtes Schnappschussobjekt am Eröffnungsabend etwa war das Sofa in der Installation von Elke Groen und Sladjan Krklec. Auf Flohmärkten haben sie Möbel zusammengekarrt und kreuz und quer, schief und schräg in den Boden gesteckt; ebenso Fotos von einem Paar, das sich offenbar gegenseitig an allen möglichen Orten ihrer Wohnung fotografiert hat - fremde Geschichten, deren Hintergründe man nie erfahren wird.
Andere KünstlerInnen wieder reagieren auf die brüchige Materialität des Hauses - so wie Ivan Igor Sapic in seinen Fotos von aufbrechenden Mauern oder Letizia Werth mit ihren poetischen "Staubblumen", in die Erde gesteckte, mit dunkelgrauen Staub überzogene Kartonblümchen.
Das Highlight der Ausstellung aber ist vielleicht die Installation von Robert Resac: auf einen ganz schwarz ausgemalten Raum folgt ein weiterer, der mit weißen Zetteln tapeziert ist und mit Grafitpulver bedeckt. Betritt man ihn, hinterlässt man erstens silbrigglänzende Spuren von Staub, den man aus dem ersten Raum mitenommen hat. Zweitens wirbelt man das Pulver auf - dieses bleibt am Papier haften. Die Transformation des Raumes bildet so die Besucherfrequenz ab. Was dann wieder ein neues Stück Erinnerung ist.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer
Ein Kunstprojekt zum Thema `Wohnen`
04 - 20.06.2004
Zuhaus
1150 Wien, Storchengasse 21
http://www.kunst-zuhaus.at
04 - 20.06.2004
Zuhaus
1150 Wien, Storchengasse 21
http://www.kunst-zuhaus.at