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Spin doctors oder Spinndoktoren?

Diesmal wird es ausnahmsweise ein bissl politisch. Immerhin steht ja die EU-Wahl vor der Kreuzlmacherzelle. Die Wahlplakate haben es mir angetan. Ich weiß natürlich, dass das so eine Sache ist mit der Werbung. Wer springt schon nur deshalb aus einem brennenden Haus, weil Feuerwehrleute den Springer ausnahmsweise mit superweichem und reißfestem Klopapier empfangen? Und ob rachitische Girlies nur deshalb Schönheitsköniginnen werden, weil sie viel Milch trinken, soll mir ja recht sein. Da gibt es aber z.B. ein Plakat mit H. Swobodas Konterfei und dem superintelligenten Text: "Österreich muss wieder gehört werden". Jetzt ist dies nicht etwa ein Plakat der ÖVP, die den H.S. abwerten will. Nein, nein, dies ist ein Plakat der eigenen Partei. Warum soll ich aber jetzt ausgerechnet einen Herren von der SPÖ wählen, der seit 1999 im Europaparlament sitzt und es seiner Meinung nach bis jetzt nicht geschafft hat, dass Österreich "wieder" gehört wird? Und dann noch die zweite Werbebotschaft: "Ich zeige blau-schwarz die rote Karte". Geiler Satz - aber ist Europa aus SPÖ-Sicht ohnehin nicht mehr als ein innenpolitischer Fußballplatz? Oder wie wäre es mit dem hübschen Sager von Hans Kronberger, FPÖ: "Türkei in die EU - mit mir nicht" Was wohl passieren wird, wenn Herr Kronberger in Brüssel sagt "mit mir nicht". Ob zumindest dann auf Österreich wieder gehört wird? Seis wies sei - den Werbeleuten fallen immer wieder verrückte Sachen ein. Und der Herr Swoboda - meiner Einschätzung nach ein guter und engagierter Europapolitiker - hat wahrscheinlich den doppelbödigen Werbenonsens auch durchschaut. Die parteihörigen spin doctors werden ihm jedoch schon eingeflüstert haben, wie stimmenkeilerisch der Spruch ist und wie das ohnehin dümmliche und lemminöse Stimmvieh darauf abfahren wird. Wie ehrlich klingen da so abgeschmackte Gemeinplätze wie: "Arbeiten, Zukunft, Chancen wählen - ÖVP" - oder "Friede, Freiheit, Sicherheit wählen - ÖVP" Schade. Europa hätte mehr Engagement und Ernsthaftigkeit verdient. Aber sicher nicht die garantiert am Wahlabend angestimmte allgemeine wehleidige Jammerei der Politiker, dass schon wieder viel zu wenig Österreicher zur Wahl gegangen sind.
Mehr Texte von Manfred M. Lang

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