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N.I.C.J.O.B.: Baden im Loop

Dass Popkultur aus der Kunst nicht mehr wegzudenken ist, ist mittlerweile ein oft zitierter Klassiker. Irgendwie macht das auch die Werke der Kunst, die an die Popkultur anknüpfen, schon wieder klassisch. Das spürt man auch ein wenig in der Ausstellung im kunstbüro und in der kunsthalle 8. Oder liegt dieser Anflug von Klassizität an der makellosen Eleganz der drei gezeigten Videos, die N.I.C.J.O.B. durch etwas derbe räumliche Interventionen anscheinend zu konterkarieren sucht? Im kunstbüro ließ er den Holzboden herausreißen und zu zwei Stegkonstruktionen umbauen, die den Betrachter in prekärer, weil ungesicherter Weise an die zwei dort laufenden Videos heranführen. In der kunsthalle 8 wird das Video "Breaker" (2002) an die Rückwand des kleinen Raumes projiziert, an dessen Betreten der Betrachter durch das herunter gelassene Sicherheitsgitter gehindert wird. N.I.C.J.O.B. alias Nicolas Jasmin wählt winzige Schnipsel Found Footage aus Spielfilmen aus, aus denen er mit Looping und Sampling neue Filme macht. Dabei geht er sehr differenziert vor und verwendet für kaum voneinander zu unterscheidende Loops ganz leicht divergierendes Material. Die nur wenige Minuten langen Filme werden wiederum im Loop gezeigt. Auf der Suche nach Narration muss der Betrachter sich auf bestimmte Standorte begeben, die ihm der Künstler schon vorgegeben hat. Doch die Erwartung einer konventionellen Erzählung erfüllt sich nicht. Das der DJ-Kultur entlehnte Prinzip von Sampling und Mixing von Filmsequenzen hat den bekannten Effekt, gewohnte Wahrnehmungsmuster zu zerhacken. Die leicht voneinander abweichenden Wiederholungen in den Loops lassen dafür neue Strukturen entstehen: Im diffizilen Umkreisen von ihres Zusammenhangs entrissenen Bewegungen wird neue Bedeutung generiert. Die installativen Interventionen erweitern diese Qualitäten in den Raum. Nicht ohne Grund ist es schon vorgekommen, dass N.I.C.J.O.B. das Wort Loop zu Pool spiegelte und einen Raum poolblau ausmalte. In der Schadekgasse findet eine ähnlich sublime Verdopplung statt: Wo die Filme den Betrachter perzeptiv verschieben, macht die räumliche Situation das mit ihm physisch. Eigenartigerweise konterkariert eines das andere: Wo die Filme den Betrachter gefangen nehmen, spuckt die Sperrigkeit der Räume ihn wieder aus. Die Situation ist dialektisch. So soll es sein.
Mehr Texte von Andrea Winklbauer

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N.I.C.J.O.B.
28.05 - 26.06.2004

WAF Galerie
1060 Wien, Schadekgasse 6-8
Tel: +43 676 4114919
https://wafgalerie.com/
Öffnungszeiten: Mi 18-22 h und nach Vereinbarung


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