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Videodreams - Zwischen Cinematischem und Theatralischem: Momente ungleicher Visualisierungsformen

"Jedes Mal, wenn wir uns unterhalten, habe ich das Gefühl, wir reden aneinander vorbei", lautet einer jener Sätze aus Stan Douglas` Synchronisierungsszenario Journey Into Fear, eine für ein Home-TV Set geschaffene Videoarbeit unterschiedlicher Plots, die sämtliche Konventionen von Spannung aufzubauen weiß ohne jedoch in eine kohärente Handlung zu münden. Theatralik bar einer logischen Sinneszusammenführung bestimmt einen Großteil der gezeigten Arbeiten der Ausstellung Videodreams, die sich künstlerisch mit Visualität und Narrativität als einander überlagernde, konkurrierende und oftmals zeitverschobene Komponenten träumerischen Verhaltens auseinander setzt. So stehen etwa in Douglas` Film 157 Stunden Ausgangsmaterial zur Verfügung, das in meist unzusammenhängenden Sequenzen aneinander gefügt wird und entsprechend der Verbreitung amerikanischer Spielfilme in zahlreiche Sprachen übersetzt und dadurch interpretatorisch und qualitativ verändert wurde. Die Inkongruenz unterschiedlicher Wahrnehmungsebenen der im Traum stattfindenden Handlungen führt Kaja Silverman in einem der ausführlichen Katalogtexte auf die Freudsche Traumdeutung zurück, bei der die visuelle Wahrnehmung dem Unbewussten und die linguistische dem Vorbewussten zuzuschreiben ist, zwei Ebenen, die letztendlich einer Zusammenführung bedürfen. Die komplexe Funktion der Psyche als visuell operierendes Agens, das eng an das Unbewusste anknüpft, verdeutlichen die ausgewählten Arbeiten in ihren visuell redundanten Sequenzen theatralischer Überhöhung. Aernout Mik etwa zeigt in seiner Multi-Channel Installation Parallel Corner eine fiktive Paparazziszene und eine von Kindern vorgegebene Welt der Erwachsenen. Letztere wiederum korrespondiert mit der Freudschen Auffassung von Träumen als Neuinszenierung infantiler Handlungsabläufe. Als potentieller Vorreiter und eines der Highlights der Ausstellung, deren Arbeiten hauptsächlich jüngeren Datums sind, kann Rodney Grahams Video Halcion Sleep von 1994 angesehen werden, in dem der Künstler mit Schlafmittel vollgepumpt auf der Rückbank eines Vans schläft und in fahrender Weise durch seine Träume schweift. Überraschend und ebenso überzeugend eine der jüngsten Videoarbeiten von Teresa Hubbard und Alexander Birchler, deren streng fotografische Kompositionen auch hier jederzeit spürbar werden.
Mehr Texte von Walter Seidl

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Videodreams - Zwischen Cinematischem und Theatralischem
15.05 - 19.09.2004

Kunsthaus Graz
8020 Graz, Lendkai 1
Tel: +43/316/8017-9200, Fax: +43/316/8017-9800
Email: info@kunsthausgraz.at
http://www.kunsthausgraz.at
Öffnungszeiten: Di-So 10-18, Do 10-20 Uhr


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