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Niemandsland - Modelle für den öffentlichen Raum: Spatial Turn

Damals, 1996, schoss die Republik Südafrika auf der Biennale von Sao Paulo einen speziellen Vogel ab. Für ihren Länderbeitrag, der in der Präsentation von sage und schreibe einem Künstler bestand, brauchte sie vier Kuratoren. Nun, im Künstlerhaus, brauchen sie drei. Und zwar für zwei Dutzend künstlerischer und architektonischer Positionen. Die Beteiligten können sich dabei aus dem Arsenal dessen, was sie so drauf haben, frei bedienen, so dass zu extra für die Ausstellung Gemachtem auch ältere Ware kommt. Michael Kienzer zum Beispiel hat eine wunderbare Video-Skulptur aus dem Jahr 1998 wiederbelebt, die darin besteht, dass einer über die Kante lugt, die sich im Karree von Bildschrim und Projektion nun mal ergibt. Und Werner Reiterer dokumentiert seinen 2002 in Kassel aufgestellten Pavillon, der schnauft und Lichtsignale aussendet. Und doch ist es gut im Künstlerhaus, drei Kuratoren zu haben, denn sie haben das geleistet, was ein Kurator tun muss. Sie haben den schönen Titel "Niemandsland ? Modelle für den öffentlichen Raum" ersonnen. Die Unterzeile ist weniger wichtig, denn wer kümmert sich heute noch, außer vielleicht der Werkstatt Kollerschlag, um einen öffentlichen Raum, um den sich ein Künstler kümmert. Aber "Niemandsland" ist ein perfekter Begriff. Selten gab es in einer dieser zu Tausenden auftretenden Präsentationen, bei der diverse Leute übers Knie eines Kuratoren-"Projektes" gebrochen werden, so viele gute einzelne Arbeiten. Bekannteres wie Heidulf Gerngross, der fürs Corporate Design zuständig ist, oder Peter Sandbichler, der ein besonderes Soziotop in Hongkong aufgetan hat; Unbekannteres wie der Zobernig-Schüler Leopold Kessler, der an die Lautsprecher der Wiener Linien Hand anlegte, oder Mona Hahn, die der weltweiten Einfamilienhaus-Herrlichkeit ein Denkmal setzt; eher Bildnerisches wie das Wüsten-Video von Sigrid Kurz oder eher Architektonisches wie das buchstäbliche Stück Erde, das die Gruppe BMW an der Peripherie ausgegraben hat, um es als "Niemandsland" in die Schau zu transportieren: All das fügt sich zu einer gelungenen Präsentation. Nicht so lang her ist es, dass Karl Schlögel den "Spatial Turn" ausgerufen hat. Wie es aussieht, setzt diese Wende allerhand Produktives frei. Das Geschlecht hat endlich ausgedient. "Niemandsland" setzt ein neues uraltes Paradigma.
Mehr Texte von Rainer Metzger

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Niemandsland - Modelle für den öffentlichen Raum
21.04 - 13.06.2004

Künstlerhaus Wien
1010 Wien, Karlsplatz 5
Tel: +43 1 587 96 63
Email: office@k-haus.at
http://www.k-haus.at
Öffnungszeiten: täglich 10-18 h, Mi + Fr 10-22 h


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