Kunstpreis Hannes Malte Mahler – it is art® geht an Farzane Vaziritabar
Der international ausgeschriebene Kunstpreis Hannes Malte Mahler – it is art® wird alle vier Jahre vom gemeinnützigen Verein feinkunst e.V. in Kooperation mit dem Sprengel Museum Hannover vergeben. 2020 ins Leben gerufen, erinnert er an den tragisch verstorbenen Hannoveraner Künstler Hannes Malte Mahler (1968–2016), Meisterschüler von Marina Abramović. Die mit dem Preis verbundene Förderung richtet sich an junge wie etablierte Künstler*innen, verbunden mit einer Einladung, ein Projekt im Stadtraum von Hannover und/oder im feinkunst e.V. und dem Sprengel Museum Hannover zu realisieren.
Der Preis ist mit einem Preisgeld in Höhe von 15.000 Euro und einem Projekt- und Produktionsbudget von bis zu 105.000 Euro dotiert.
In diesem Jahr wurde aus 300 Einreichungen die 1987 in Yazd im Iran geborene Künstlerin Farzane Vaziritabar zur Preisträgerin gewählt.
Aus der Begründung der Jury
„Mit ihrer Orientierung am „Roten Faden“ Hannovers. der aber inhaltlich durch das Spektrum ihrer geplanten Aktivitäten an 38 Locations ganz anders aufgeladen und interpretiert wird, aktiviert Farzane Vaziritabar den Stadtraum (...). Die Bandbreite ihrer Interventionen reicht dabei von Soundstücken über Performances zu Installationen, Skulptur, Videoarbeiten und interaktiven Elementen. Damit deckt sie nicht nur ein großes mediales Feld der aktuellen Künste ab, sondern verhandelt (...) auch eine Fülle an gesellschaftlich relevanten Themen mit einem Schwerpunkt auf dem zentralen Aspekt immer fluider werdender Identitäten. Der in ihren Arbeiten immer wieder aufblitzende erfrischende Humor und ein insgesamt nicht dogmatischer, sondern eher spielerischer Zugang zu ihren Themen weist zudem eine produktive Nähe zu dem künstlerischen Selbstverständnis von Hannes Malte Mahler auf, ohne ihn zu kopieren.“
Das Konzept Colorful Threads von Farzane Vaziritabar
Public art, Aktivismus und urbane Politiken kommen zusammen, das Konzept der künstlerischen Arbeit von Farzane Vaziritabar setzt sich in Hannover konsequent fort: Colorful Threads bietet einen veränderten Blick auf öffentliche Räume, indem es urbane Umgebungen, Ortsnamen und historische Wahrzeichen mit einem forschungsbasierten und politischen Ansatz neu definiert. Inspiriert von Hannovers ikonischen Rotem Faden, lädt dieses Projekt die Besucher ein, die Bedeutung vertrauter und versteckter Orte in Hannover, sowohl im öffentlichen Raum als auch in Ausstellungsräumen, zu erkunden, um ein tieferes Verständnis für sie zu entwickeln.
Von Straßen über Cafés und Märkte bis hin zum bekannten Maschsee in der Stadt: All dies sind Orte, an denen sich Leben abspielt, Geschichten entstehen und gemeinsame Erinnerungen geformt werden. Vaziritabar nimmt ihre eigene künstlerische Perspektive als Ausgangspunkt bei der Erforschung dieser städtischen Räume und fängt ihre Essenz durch ihre persönlichen Entdeckungen wie durch die Geschichten, die die lokalen Gemeinschaften erzählen, ein. Einheimische wie auch Gäste innerhalb der Stadt werden so einbezogen.
Aus dem Roten Faden werden Bunte Fäden: Um das Projekt zu verwirklichen, werden verschiedene Medien eingesetzt, hauptsächlich in Ausstellungsräumen. Das Konzept der Bunten Fäden ist von U-Bahn-Linien inspiriert, sie stellen den typischen Stadtplan in Frage und lassen die Entdeckung verborgener Aspekte der Stadt zu. Über einen Zeitraum von neun Monaten wird sich das Projekt Colorful Threads durch drei Ausstellungsräume in der Stadt bewegen und sich dabei verwandeln, begleitet von einer Reihe verwandter Projekte.
Dabei steht das Konzept auf drei medialen Säulen: Stadtvideos, kleine Bildschirme, werden im städtischen Raum installiert, die einen künstlerischen Einblick in das Wesen und den Geist der Stadt ermöglichen. Sie zeigen zum Beispiel Interviews mit Hannoveraner*innen, die über urbanes Leben und soziale Fragen diskutieren, spielen Klänge aus belebten Straßen ein oder dokumentieren Performances. Interaktive Spots, die an Luken oder Schubladen erinnern, laden die Besucher*innen dazu ein, ihre Gedanken mitzuteilen und selbst bedeutsame Räume vorzuschlagen. Performances erkunden zudem den Raum und seine dringenden urbanen Themen durch Aufführungen im Freien und in ausgewählten Räumen.
Biografie Farzane Vaziritabar
Farzane Vaziritabar (*1987 in Yazd, Iran) erhielt ein Diplom in Malerei an der Schule für Bildende Künste, einen Bachelor in Bildhauerei sowie einen Master in Kunstwissenschaften an der Universität Teheran. Ab 2018 studierte sie im internationalen Masterstudiengang »Kunst im öffentlichen Raum und neue künstlerische Strategien« an der Bauhaus-Universität Weimar und schloss 2021 mit einem Master ab. Ihre Arbeit umfasst nicht nur ein breites Spektrum an Medien wie Skulptur, Installation, Video und Performance, sondern auch Cartoons und Zeichnungen. Sie hat ihre Werke weltweit in Einzel- und Gruppenausstellungen und öffentlichen Interventionen ausgestellt. Seit 2023 führt sie im Blog »Farzane im ZKM« hinter die Kulissen des renommierten Hauses.
--
Abbildung: © Farzane Vaziritabar, Foto: Elham Asadpour