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Simon Wachsmuth - "of copying": Xeroxverfahren

Was fällt Ihnen ein zu Charles Babbage? Weberei, Lochkarten, Comptertechnologie? Weniger bekannt dürfte sein Text sein, in dem er die Herstellung von Bronzeabgüssen von Pflanzenteilen erklärt. Am Ende der komplizierten Prozedur kommt etwa ein Holunderzweiglein in glänzendem Metall heraus. Vierzehn originalgetreu gegossene Tomatenrispen präsentiert Simon Wachsmuth in seiner Ausstellung auf einem schwarzen, massiven Block, der mit tannengrünen Filz bezogen ist. Jede Faser ist exakt und detailgetreu nachgebildet, auf dem plumpen Display heben sich diese glänzenden Abgüsse von Abfallprodukten wie Schmuckstücke ab. Wenn Wachsmuth die Ausstellung nach Babbages Text "of copying" nennt, dann zieht sich diese künstlerische Strategie grundlegend durch die ganze Arbeit: ebenso wendet sie Wachsmuth an bei den Filzstiftzeichnungen nach Tapeten - und das sind nicht irgendwelche, sondern beispielsweise die aus dem Zimmer von Humboldt. Man merkt es schon: Wachsmuth hat eine Affinität zum 19. Jahrhundert - in dem für die Geschichte der Technologie Grundsteine gelegt wurden, die heute wesentlich unseren Alltag betreffen. Rationalisierung von Arbeit durch Maschinen und der damit einhergehende Reproduktivitätsgedanke, der sich etwa in der Entwicklung von binären Systemen manifestierte, bestimmten nicht nur Strukturen in der Wirtschaft, sondern waren - siehe Babbage - Meilensteine auf dem Weg ins virtuelle Zeitalter. Und war ein zentrales Motiv der Minimal Art - auf die Wachsmuth in seinen reduzierten Formen ebenso rekurriert: weiß bemalte Holzklötze werden hier aufeinandergestapelt, schwarz-weiß bemalte Aluminiumstangen wie überdimensionale Mikadostäbe übereinander gelegt. Diese ästhetisch wirkungsvollen Installationen lassen sich, obwohl sie als eigenständige Arbeiten begriffen werden, auch mit den in der unmittelbaren Nachbarschaft platzierten Videos - deren meditative Langwierigkeit die Geduld des Publikums auf die Probe stellen kann - in Verbindung bringen. Das gilt übrigens für die ganze Ausstellung, in der alles stringent miteinander verknüpft ist und die so auch als Gesamtinstallation funktioniert. Aber jetzt werden wir nicht mit irgendwelchen Netzwerkplattitüden daherkommen. Das würde der Komplexität dieser Arbeit nicht gerecht werden.

Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Simon Wachsmuth - "of copying"
22.04 - 09.07.2004

Galerie Hohenlohe
1010 Wien, Bäckerstrasse 3
Tel: +43 1 512 97 20, Fax: +43 1 512 74 19
Email: galerie@galeriehohenlohe.at
http://www.galeriehohenlohe.at
Öffnungszeiten: geschlossen


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