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Dorotheum Contemporary Week

Selbstbewusste Frauen
Terry Quimby war eine selbstbewusste, erfolgreiche Frau in New Yok, die die Werbeabteilungen der Kosmetikfirmen Elizabeth Arden und Helena Rubinstein leitete und schließlich nach ihrer Pensionierung zur Galeristin wurde. Maria Lassnig hat die damals Zweiundsiebzigjährige im Jahr 1976 portraitiert. Das in hellen Pastelltönen gehaltene Bild zeigt die Meisterschaft Maria Lassnigs im Umgang mit Farbgebung und die damit vermittelten Stimmungen. (EUR 100.000,- bis EUR 130.000,-) Kräftiges Rot bestimmt hingegen „Der Rote Zorn“ aus der Serie der Körperzustandsbilder. Die gedrungene, mit groben Pinstelstrichen skizzierte Gestalt scheint jeden Augenblick zu „explodieren“, loszuschreien. Das 72 x 65 cm messende Werk ist auch ein Beispiel für die Entwicklung des  Marktes der lange Jahre zu wenig wahrgenommenen Künstlerin. Im Jahr 2003 war es bei Lempertz Köln für 28.320,- Euro (inklusive Aufgeld) ersteigert worden. Zehn Jahre später erreichte es im Kinsky bereits 137.500,- und soll nun am 29. November im Dorotheum auf 180.000,- und 250.000 Euro gesteigert werden.
Wahrlich revolutionär könne Kunst nur sein, wenn sie Abstrakt sei, meinte der 1919 in Venedig geborene Emilio Vedova. Sein in Schwarz und Rot gehaltenes Gemälde „Per la Spagna“ gelangt mit einem Schätzwert von EUR 240.000,- bis 360.000,- ebenfalls am 29. November zur Auktion. Toplos bei „Zeitgenossische Kunst I“ ist allerdings die vierteilige Papierarbeit „Quartett“ des Mitbegründers der Gruppe ZERO, Heinz Mack die bis zu 580.000 Euro erreichen soll. Ausnahmsweise nicht auf den Kopf gestellt ist die Rückenansicht einer Frau mit blonden Zöpfen, die Georg Baselitz im Jahr 2005 in Tusche, Aquarell und Gouache ausgeführt hat. Die unbetitelte, aus zwei Blättern bestehende Arbeit wird mit einem Schätzwert von 100.000,- bis 150.000,- Euro ausgerufen. Ein „Weltempfänger“ von Isa Genzken sorgte kürzlich für Schlagzeilen, als die Skulptur in der im ZDF ausgestrahlten Serie „Bares für Rares“ auftauchte und dort für 16.000 Euro an eine Händlerin ging. Das wenig später bei Sotheby‘s Deutschland um 30.000 bis 50.000 Euro angebotene Werk löste prompt einen Streit um das rechtmäßige Eigentum des ursprünglichen Besitzers aus, was jedoch erst vor wenigen Tagen durch das Landgericht Bonn bestätigt wurde. Einfacher den unwiderrufbaren Besitz an einer anderen Skulptur aus der Serie der Weltempfänger erwerben kann man durch das Mitbieten bei der Losnummer 286, dem „Julia – Weltempfänger“. 80.000 bis 90.000 Euro sollte einem dieser dann wert sein. Weitere Künstlerinnen sind rar in dieser mit 115 Werken bestückten Auktion. Martha Jungwirt ist noch mit zwei Werken vertreten, ebenso wie die Italienerin Carla Accardi, von Karin Kneffel ist eine 50x50 cm große Landschaft zu ersteigern und Emilia Kabakow zeichnet als Mitautorin gemeinsam mit ihrem dieses Jahr verstorbenen Mann  Ilya verantwortlich für die Materialcollage „Wie kann man sich ändern? - Wie wird man ein Engel?“ von 1997 (EUR 40.000,- bis EUR 60.000,-).

Männerdominanz in der Moderne
Bei der Moderne am 28. November werben mit den Losnummern 1 bis 6 Werke von Alfons Walde zu Schätzwerten von 40.000 bis 450.000 Euro um die Gunst und das Geld der Sammler:innen. 140 Werke listet der Katalog auf mit Werken u.a. von Gustav Klimt und Egon Schiele (jeweils Papierarbeiten), zwei Gemälde des wort- und gleichermaßen Bildgewaltigen Franzosen Francis Picabia, mit180.000 bis 240.000 bzw. 240.000 bis 320.000 Euro geschätzt. 150.000 bis 200.000 eruo soll „c 71 Fallende Papierstücke“ aus dem Jahr 1946 von Kurt Schwitters erreichen. Frauenbildnisse gibt es einige in dieser Auktion, etwa die „Sitzende Dame mit Pagenkopf“ aus der Hand von Anton Faistauer (EUR 30.000,- bis 50.000,-), oder Helene Funkes „Dame in gestreiftem Kleid“ (EUR 8.000,- bis 12.000,-), übrigens das einzige Werk einer Künstlerin. In dieser Auktion.

Zeitgenoss:innen
Im Gegensatz dazu wartet die Auktion „Zeitgenössische Kunst II“ als Toplos mit einem Zeichenblock von Martha Jungwirth auf, der 14 Blätter, einige Arbeiten über zwei Seiten, enthält und den die Künstlerin 1992 Josef Mikl zum Geburtstag widmete (Eur 80.000 – 120.000,-). Etwas günstiger ist das Selbstporträt, Nr. 2 (The Heretic) der Amerikanerin Liza Lou taxiert. Die 76,2 x 55,9 x 45,7 cm messende Skulptur aus Harz, Stahl, Glasperlen ist mit Eur 38.000,- bis 45.000,- taxiert. Die mit 269 Losen bestückte Auktion wartet aber auch mit günstigeren Werken auf, etwa der Skulptur F0 012, aus der Serie „Forces“ von Manfred Wakolbinger zu 4.000 bis 6.000 Euro, oder Zenita Komads „Frosch“, einem dreidimensionalen „Kermit“ auf Leinwand zu 3.500 bis 5.000 Euro. Passend dazu kann man dann die beiden Beistelltische „Seerose“ der belgischen „Zeichnerin in Bronze“ Paula Swinnen ersteigern, für die man 5.000,- bis 7.000,- Euro reservieren sollte.

Die Kataloge der Contemporary Week:

28.11.2023, 18 Uhr: Moderne --> zum Katalog

29.11.2023, 18 Uhr: Zeitgenössische Kunst I --> Zum Katalog

30.11.2023, 13 Uhr: Juwelen --> zum Katalog

30.11.2023, 18 Uhr: Zeitgenössische Kunst II --> zum Katalog

01.12.2023, 13 Uhr: Armband- und Taschenuhren --> zum Katalog

Mehr Texte von Werner Remm

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