Zlatan Vehabović - An Atlas of the Lesser World: Fragmente einer Bildgeschichte

Anlässlich seiner jüngsten Katalogpräsentation zeigt Zlatan Vehabović in dem von Nomad, Zagreb temporär bespielten Ausstellungsraum DIT. Collagen, in denen er Fragmente von Archivfotografien montierte und das für ihn charakteristische Medium der Malerei verlässt.

Der in Kroatien arrivierte Künstler, dessen Arbeiten auch in der Sammlung der Albertina Modern vertreten sind, ist bekannt für seine mit Collagen versetzten Leinwände, in denen er digitales Fotomaterial, etwa des Kunstgewerbemuseums in Zagreb, als Ausgangspunkt seiner bildlichen Überlegungen nimmt. Fotografie dient als Grundlage seiner kompositorischen Ansätze, bei denen die Kenntnis des Details weniger von Bedeutung ist als die geometrischen Achsen ihrer Anordnung. Dennoch handelt es sich um Bilder aus der kroatischen Kulturgeschichte, die einer heimischen Betrachter*innenschaft vertraut sind.

In dem vom Kunstgewerbemuseum Zagreb herausgegebenen Katalog „An Atlas of the Lesser World“ schreibt die Fototheoretikerin Sandra Križić Roban über die ubiquitäre Verwendung von Datenbanken, die auch für Vehabovićs künstlerische Recherche eine zentrale Rolle spielen. Für Križić Roban gilt jedes Bild als Archivmaterial, während jedes Archiv grundsätzlich als Collage gesehen werden kann. Diese Formulierungen tätigte sie noch bevor Vehabović mit seiner Arbeit an den Collagen begann. Der Link zur Malerei besteht darin, dass er die Collagen auf unbehandelter Leinwand montiert, die ein Framing für seine quadratisch angelegten Kompositionen bieten. Ein Großteil der Bilder bezieht sich auf Architekturfragmente sowie Porträts bekannter Persönlichkeiten wie die Maler Mirko Rački oder Edo Murtić.

Die einzige Malerei, die im Ausstellungsraum zu sehen ist, ist an Picassos Guernica angelehnt, dessen kompositorische Versatzstücke in Bezug zu Vehabovićs Collagiertechnik gestellt werden können. Hier ins Bild collagiert wiederum ein Archivfoto von Mirko Rački. Die Malerei selbst entstand kurz bevor Guernica in der Reina Sofia nach einem 30-jährigen Verbot offiziell wieder fotografiert werden durfte.

Vehabović erzeugt in seinen Collagen Narrative einer Welt, deren Sichtbarkeit in einem digitalen Raum verankert ist und als fotografische Vorlagen in einen neuen bildnerischen Zusammenhang gesetzt werden, bei dem Lesearten von Fotografie auf den Prüfstand gestellt werden.