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Elke Krystufek - Needs: Denn da ist keine Stelle, die Dich nicht sieht

Vielleicht lässt sich die visuelle Welt der Elke Krystufek am besten daraus erklären, dass sie Schülerin von Arnulf Rainer war, jenes professoralen Sonderlings, der einst verfügte, Frauen könnten nicht malen und deshalb seine Klasse nach Geschlechtern trennte. Vielleicht passt ihre Art der Körperbehandlung auch am ehesten in jene Reihe Ernst Mach - Maria Lassnig - Franz West, in der sich ein nicht expressiver Umgang mit der eigenen Physis abzeichnet, ein Umgang, der sich in Krystufeks berühmt gewordener Performance von 1994 in der Kunsthalle Wien zeigte, als sie mit dem Dildo Bereiche an sich abspürte, wo die Passstücke Wests einfach nicht hinkommen. Vielleicht ist sie auch eine Aktionistin, und der seit einiger Zeit bemerkbare Rückzug ihres Leibes aus ihren Bildern entspräche einer Distanzierung, wie sie sich einst etwa auch Günter Brus auferlegte. Vielleicht ist es auch nicht besonders einfach, in einer Galerie wie jener von Georg Kargl auszustellen, einer Galerie, die mit Gerwald Rockenschaub oder Mutean/Rosenblum Künstler parat hat, die ebenso wie Elke Krystufek aus Österreich kommen, aber im Gegensatz zu ihr niemals in einer einzelstaatlichen Tradition verortet werden, in einer Zeit zumal, wo die Karte des Lokalen, Regionalen, Nationalen sowieso nicht mehr sticht. Elke Krystufek jedenfalls, so zeigt sie in ihrer jüngsten Präsentation eben bei Kargl, strebt mächtig nach der Internationalisierung. Ihre Faktur sieht immer amerikanischer, mehr noch, nach West Coast aus, nach jenem Unort also, wo Amerika ganz bei sich ist. Der Jargon ihrer Bild-Text-Kombination ist ganz selbstverständlich englisch. Und die Motive drehen sich um so seltener um sie selbst, je mehr sie in der Zeit- und Ortlosigkeit der alten Archive, der Bilderwelten, wie sie Kunstgeschichte oder Plattencover zur Verfügung stellen, wildert. Vielleicht hat Elke Krystufek einfach genug von der Körperlichkeit. Von einer Körperlichkeit, der man immer ansieht, dass sie an einer Nabelschnur hing und deswegen von vornherein einen Anspruch auf Souveränität preisgibt. Derlei Körperlichkeit hatte man sich im Kunstbetrieb reichlich geleistet, weil man, theoriegestählt natürlich, in der Minderbemittelheit ein Prädikat vorfand und sich so wohlfeil in die Opferrolle hineinstehlen konnte. Vielleicht hat Elke Krystufek davon endgültig genug. Und vielleicht hat nicht nur sie davon genug.

Mehr Texte von Rainer Metzger

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Elke Krystufek - Needs
26.03 - 15.05.2004

Galerie Georg Kargl
1040 Wien, Schleifmühlgasse 5
Tel: +43 1 585 41 99, Fax: +43 1 /585 41 99-9
Email: office@georgkargl.com
http://www.georgkargl.com
Öffnungszeiten: Mi-Fr 13-19
Sa 11-16h sowie nach Vereinbarung


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