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Tania Pérez Córdova: A drip in a room in a house in a town in a country.: Performance des Verschwindens

Die mexikanische Künstlerin Tania Pérez Córdova ist mit ihren jüngsten Arbeiten bereits zum dritten Mal bei Martin Janda zu Gast. Zuletzt waren ihre Arbeiten im Museo Tamayo in Mexico City und in der Tina Kim Gallery in New York zu sehen.

Unter dem Titel: “A drop in a room in a house in a town in a country” geht sie in Wien von dem Offensichtlichen ihrer Arbeit aus, indem sie auf das Werk „Thinking“ von 2023 Bezug nimmt. Darin hat Sie eine positive Kopf-Form aus Eis abgegossen, die langsam – Tropfen für Tropfen - in eine negative Metallform des Kopfes fällt. Das Geräusch des Tropfens wird wie ein Metronom in den einige Stufen weiter unten gelegenen Galerieraum übertragen.

Analysiert man diese Arbeit, so kommt man sehr schnell zu den Parametern, die die Kunst von Córdova ausmachen. Es sind immer Fragen an das Material, mit dem Córdova arbeitet und an die Möglichkeiten desselben. Sie versteht sich als Bildhauerin, auch wenn Sie dabei die klassischen Genregrenzen sprengt und mehrere narrative Interpretationen zulässt. Meist haftet ihren Arbeiten auch ein performativer Charakter an. Performance, teilweise auch in Ruhe, wie der angespannte abgegossenen Arm eines Bodybuilders zeigt, der 2022in der Ausstellung „Characters“ bei Martin Janda zu sehen war.

Ihr Spiel mit den architektonischen Gegebenheiten von Räumen kommt in der Galerie Janda zum Tragen. Nicht nur die Audioübertragung des Schmelzens quer durch die Galerie nimmt darauf bezug sondern auch eine Art durchsichtiges Gazegewebe vor dem Hauptfenster der Galerie. Auf dieser hellen Textur sind mehrfach verarbeitete Textseiten appliziert, die inhaltlich nicht mehr erkennbar sind. Córdova kam bei dieser Arbeit in Kontakt mit einer Firma, die Akten zur Vernichtung übernahm. Eingewoben in die Textur des Gitterwerks erscheinen diese Inhalte wie Nachrichten aus einer fernen Welt. Zugleich bilden Sie eine Art Barriere zur Außenwelt und nehmen dem Betrachter die freie Sicht durch das Galeriefenster.

Das „neu-nutzen“ von Gegenständen, Materialien ist ein typisches Charakteristikum von Córdovas Arbeit. In der Galerie Martin Janda ist auch ein Abguss einer Glocke zu sehen, deren Titel bereits das Wesen dieses Objekts beschreibt: „A bell into a bell“ von 2021. Dabei ließ Sie eine Glocke einschmelzen und danach erneut abgießen. Die Bronze wurde beim Neuabguss weniger. Es ist eine zarte Performance des Verschwindens, die Córdova hier initiiert.[1]

Zum Schluss sei noch auf das Spielen mit verschiedenen Aggregatzuständen in der Arbeit „Thinking“ von 2023 verwiesen. Der eisige Kopf  - feste Form - mit seinen Gedanken schwindet in Tropfenform – flüssig - und kommt als Schallwelle – gasförmig - am anderen Ende der Galerie dem Betrachter zu Gehör. Somit können wir Gedanken hören. Macht Kunst Gedanken sichtbar? Eine spannende Frage die Córdova hier stellt. Und es ist immer eine sehr poetische Form, die die in Mexico City lebende Künstlerin dafür wählt. 

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[1] Eine 2022 bei Martin Janda ausgestellte Trompete die Córdova neu abgoss verlor durch diesen Prozess auch ihre ursprüngliche Funktion.

Mehr Texte von Susanne Rohringer

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Tania Pérez Córdova: A drip in a room in a house in a town in a country.
21.04 - 27.05.2023

Galerie Martin Janda
1010 Wien, Eschenbachgasse 11
Tel: +43 1 585 73 71, Fax: +43 1 585 73 72
Email: galerie@martinjanda.at
http://www.martinjanda.at
Öffnungszeiten: Di-Fr: 11-18h
Sa: 11-16h


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