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Stillleben I: Let´s talk about stillife!

Eine Ausstellung zeitgenössischer Kunst über an sich längst abgeschlossene Kapitel der Kunstgeschichte zu machen, ist schwierig. Welche Kriterien etwa kann oder muss ein Bild heute erfüllen, um als Stillleben kategorisiert zu werden? Joachim von Sandrart sprach weiland von "stillstehenden Sachen". Heute versucht sich die Fotogalerie mit ihrem Jahresschwerpunkt dem Genre anzunähern und legt mit ihrer aktuellen Ausstellung das Augenmerk auf das "Arrangement". Und, so müsste hinzugefügt werden, dessen Gegenteil: der Dekomposition. Eine weitere Antithese begegnet uns in der (Re-)Animation der Natura Morta. So überrascht der Blumenstrauß auf der Videoprojektion von Ursula Palla mit seiner Explosion, wenn man ihm zu nahe kommt. Die - im Begleitheft in Zusammenhang mit Terrorismus interpretierte und dennoch eher unpolitische - Metaphorik erinnert in ihrer Aufgeladenheit schon fast an altmeisterliche Stillleben. Nicht immer geht es so bedeutungsschwanger zu. Beiläufig und nicht allzu ernst wird oft das Vanitasmotiv behandelt. Beim unprätentiös-leichtfüßigen "Zimmerbrunnen" von Copa & Sordes repräsentieren vier plätschernde Monitore vier Jahre und Jahreszeiten im Leben eines steinernen Brünnleins irgendwo - Tempus fugit! Aber hier mit Wahlwerbungsluftballons und Wasserbällen. Wie in den antropomorphen Blumen-, Obst- und Lammfleischfotografien von Eva Maria Ocherbauer oder in dem Video mit digital animierten Pflanzen von Doris Krüger ist hier die Natura nicht morta, sondern eher vivace. Und die hochglänzenden Fotografien von Margriet Smulders, die dem Stilleben am nächsten stehen, tragen teilweise Namen von Gestalten aus der griechischen Mythologie und werden so personalisiert. Schaurig kommt "Orest" daher mit exotischen Pflanzen, die wie innere Organe aussehen. Eigentlich, so zeigt die Ausstellung, existiert das Stilleben vor allem in gleichzeitiger Negation seiner ursprünglich konstituierenden Eigenschaften. Auf einer phänomenologischen Oberfläche kann aber zumindest darüber gesprochen werden. Und das mitunter intelligent und witzig.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Stillleben I
06.04 - 05.05.2004

Fotogalerie Wien
1090 Wien, Währingerstrasse 59
Tel: +43 1 40 85 462, Fax: +43 1 40 30 478
Email: fotogalerie-wien@wuk.at
http://www.fotogalerie-wien.at
Öffnungszeiten: Di-Fr 14-19, Sa 10-14 Uhr


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