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Portfolio - Konkursverfahren eröffnet.

Eine kleine Notiz - ein 7-zeiler im Standard. Wahrscheinlich nur ein Konkurs von mehreren pro Tag. Diesmal allerdings einer unter der Glossen-headline "Kulturschau". Kein Konkursverfahren im e-commerce-Bereich oder ein Fall von Greisslersterben. Ein Konkurs der die Galerieszene betrifft. Und uns daher besonders interessieren muß. Nicht nur das Faktum an sich, sondern auch die Begleitumstände. Noch bevor sich Portfolio mit großem Pomp der Öffentlichkeit vor- und darstellte, wurde mit Verve in der Szene akquiriert. So lernte ich über einen Künstler den damaligen Chef kennen. Und der erklärte mir auch gleich, daß wir Galeristen vielleicht was von der Kunst verstünden aber sicherlich nichts vom Geschäft. Das würden jetzt die "Porfolionisten" übernehmen. Uns bliebe dann nur noch das Staunen oder das brave Mittun. Einige haben dies dann auch mehr oder weniger brav getan. Geld spielte ja keine Rolle. Es gab ja ziemlich viel am Anfang und ziemlich nichts am Schluß. Und so wurden mit viel Aufwand und Callcentermanieren Kunden gekeilt und "Subunternehmern" in einem geschlossenen Handelssystem mehr oder weniger große Wertzuwächse vorgegaukelt. Und wir kleine KunstliebhabergaleristInnen durften Zusehen, wie angeblich das große Geschäft mit der Kunst nun wirklich funktioniert. Filialen im In- und Ausland wurden auf- und zugesperrt, Mitarbeiter von Galerien abgeworben, zahlreiche Auflagen gedruckt, Autos verhübscht – und das alles natürlich im großen Stil. Jetzt ist Portfolio im Konkurs. Auch im großen Stil. Und all die angeblich 190 Gläubiger schauen durch die Finger. So haben z.B. die KünstlerInnen nicht nur die Honorare verloren, sie müssen auch noch bangen, daß ihre Arbeiten nicht schlagartig den Markt überschwemmen. Denn die Verantwortlichen dieser Konkursfirma haben leider nicht nur nichts von der Kunst verstanden, sondern auch nichts vom Geschäft. Aber trotzdem - mir sind diese noch allemal lieber als ihre zahlreichen und hochkarätigen Berater aus der Museums- und sonstigen Kunstszene. Denn diese haben ihren bis dahin guten Namen dafür hergegeben, daß dieses hybride Firmenkonglomerat überhaupt seine "Kunst-Geschäfte" mit deren seriösen Fachberater-Mäntelchen verschleiern konnte. Und daß all diese Berater bis zum bitteren Ende von den sagen wir einmal vorsichtig eigenwilligen Geschäfts- und Zahlungspraktiken nichts gewußt hätten, glauben nicht einmal die Enten am Ziegelteich.

Mehr Texte von Manfred M. Lang

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