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SAMMELN HEUTE II

Nun hat der Alte also sein Museum. Jahrzehntelang mußte er dafür je nachdem poltern oder Liebkind machen, mußte insistieren und antichambrieren und unzählige Vorbehalte aus dem Weg räumen, die seine Kratzbürstigkeit nicht von ungefähr selbst verursachte. Die Bedeutung dessen, was er in seinem Mausoleum zeigt, ist nicht gerade unterschätzt, und die Auswahl der Exponate vollzieht sich ganz nach Maßgabe der persönlichen Starrsinnigkeit des Sammlers. Immerhin hat der Museumsbau einen Architekten von Weltruf bekommen. Letzte Woche ist in Bernried am Starnberger See das \"Museum der Phantasie\" von Lothar-Günther Buchheim eröffnet worden. In Feldafing, der Nachbargemeinde von Bernried, wurde das Projekt per Abstimmung gekippt, und in der Gemeinde mit einer der höchsten Millionärsdichten war es nicht bloß Sozialneid und in dem Ort mit hoher Akademikerquote war es nicht nur kulturelles Ressentiment, was die Ablehnung provozierte. Das Verhältnis von ästhetischer Qualität der Sammlung und psychologischer Quantität des Sammlers hatte die Anwohner nicht zu Unrecht nachdenklich gemacht. Spätestens an dieser Stelle drängt sich ein Vergleich mit dem anderen Patrarchen, der weit jenseits der Pensionsgrenze den Direktor abgibt, auf, und die Parallelen zu Rudolf Leopold sind, wie man so sagt, in der Tat verblüffend. Vor allem in einer Hinsicht: Leopolds Kollektion ist auch nicht besser als die von Buchheim. Was jenem Klimt, Schiele etc. ist, gibt diesem Kirchner-Nolde-Heckel ab, und was bei Buchheim den Ramsch, die bayerische Lüftlmalerei und die Töpferarbeit, ausmacht, das ist bei Leopold der 5.000 Stück hohe Restbestand. Wenn er es allein hätte machen dürfen, wäre es besser geworden, sagte Buchheim mit gewohntem Charme zur Eröffnung. Diese Beschwerde immerhin, so sehr sie seinem Naturell entgegenkäme, kann sich Leopold sparen. Denn er hat sein Denkmal an einem der prominentesten Orte einer der prominentesten Städte aufgestellt und nicht an einem ebenso idyllischen wie entlegenen See-Grundstück. Leider. Denn genau dorthin, an ein ungestörtes und nicht weiter störbares Fleckchen Erde, hätte man Leopolds Lebens- und Lobeswerk auch setzen sollen. Vielleicht gleich bei Buchheim nebenan. Als Museumsquartier guter Nachbarschaft.
Mehr Texte von Rainer Metzger

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