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Body Display - Körper & Ökonomie: Projizierte Aktion

Oft sind zuviele Leute da. Manchmal stolpern wir über die anderen drüber und entschuldigen uns flüsternd. Immer tappen wir im Dunkeln. Seit sich die Black Box zum Äquivalent des White Cube entwickelt hat, ist die Kunstrezeption von einem Eintauchen und Eingehülltwerden begleitet. Im Gegensatz zu den hellen, sakralen Räumen für Objekte taucht man in den zwielichten Black Boxes leicht unter. Der Ausstellungsraum verliert seine Bühnenhaftigkeit, das Publikum fühlt sich in seiner Rezeption nicht beobachtet. Der Raum ist, um in der Diktion der Ausstellung "Body Display" zu sprechen, mehr Projektionsraum als Aktionsraum. Einen solchen (re-)konstruieren die Kuratorinnen Eva Maria Stadler und Angelika Nollert hier durch freihängende Leinwände. Naheliegend, geht es doch um den Körper als Träger von Zeichen und Projektionen einerseits, um seine (Selbst-)repräsentation in bühnenartigen Räumen andererseits. Und dass das alles in einem ökonomischen Kontext funktioniert, wissen wir seit langem. So verweist Andrea Fraser mit ihren Sambatänzen angeblich auf die Vereinnahmung von Popkultur in Kunstkontexten, Swetlana Heger macht ihre Signatur zum Label, schön geschwungen auf goldschimmerndem Untergrund und John Bocks Materialschlacht besteht diesmal aus Styropor, Videoprojektion und Stofffetzen. Ist Hegers Arbeit im wesentlichen nicht mehr als ein Derivat ihrer Körperverfügbarkeitsaktionen, so thematisiert Bock den Kontext von Ökonomie nicht wirklich. Näher ans Thema kommt die Arbeit von Anette Baldauf und Dorit Margreiter: eine Diaprojektion mit Erzählung über die "She-Zone", ein ausschließlich für Frauen zugängliches Einkaufszentrum in Abu Dhabi. Oder das menschenleere Fernsehstudio von John Miller, dessen in der Mitte platzierte Erdhaufen mit Sexspielzeugen ein unterbewußtes konsumistisches Begehren anspricht. Die Diskrepanz zwischen Intention und Ergebnis zeigt sich auch in der Präsentation: so ist immer wieder die Rede von einem Einbeziehen des Publikums in das Geschehen. Nachdem keine der Arbeiten interaktiv funktioniert, stellt sich die Frage: Was unterscheidet sich hier so explizit von anderen Ausstellungen? Wahrscheinlich nur die Reklamation dieses Anspruchs.
Mehr Texte von Nina Schedlmayer

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Body Display - Körper & Ökonomie
19.02 - 18.04.2004

Secession
1010 Wien, Friedrichstrasse 12
Tel: +43 1 587 53 07, Fax: +43 1 587 53 07-34
Email: office@secession.at
http://www.secession.at
Öffnungszeiten: Di-So 14-18 h


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