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Stano Filko - A Retrospective: Transzendenz der Farben

Die Halle für Kunst Steiermark zeigt eine umfassende Retrospektive des slowakischen Universalkünstlers Stano Filko, der von den 1960er Jahren bis zu seinem Tod 2015 als einer der wichtigsten Künstler seines Landes galt. Mit dem System SF (Stano Filko) und einer Farbenskala der verschiedenen Chakren definierte er unterschiedliche Lebens- und Seinsmomente, die sich durch sein gesamtes Oeuvre ziehen und stets neu arrangiert wurden.

Bis Ende der 1990er Jahre bestand Filkos Chakrensystem aus sieben Stufen, die danach auf zwölf erweitert wurden. Die höchste Stufe manifestierte sich in der Farbe Weiß, die die Reinheit des Geistes und die Absolutheit des Seins sowie eine generelle Dematerialisierung alles Physischen symbolisiert. Im Jahr 1973 realisierte Filko gemeinsam mit Miloš Laky und Ján Zavarský das Projekt „White Space in White Space“, das in den Jahren darauf immer wieder weiterentwickelt wurde, und von dem Teile als museales Ensemble im Untergeschoss der Halle für Kunst gezeigt werden. Das ursprünglich betretbare „Universal Environment“ aus 1966/67 hingegen besteht aus einem metallenen Gitterkubus mit Spiegeln am Boden und transparenten Folien als Seitenteile. Globen verweisen auf die Erde und das Universum sowie eine Diaschau mit Autos und Pin-ups auf eine kapitalistische Welt, gepaart mit männlich geprägten, heteronormativen Idealvorstellungen.

Das Selbst des Künstlers wird in seinem Werk und der Ausstellung kontinuierlich thematisiert, etwa in der zentralen Installation im Hauptraum, dem „Clinical Death Tunnel“, der auf mehrere klinische Tode des Künstlers seit dem Jahr 1945 verweist und aus einer langen, silberfarbenen Röhrenkonstruktion besteht, die sowohl Momente der Transzendenz als auch das Phänomen der Post-Avantgarde aufgreift. Darüber eine Leiter mit unterschiedlich farbigen Stufen, die, mit Text versehen, auf die einzelnen Chakren verweisen. Nach Betreten der Halle von der Decke hängend ein überdimensionales Malereifragment, auf dessen einen Seite „Filko“ und auf der anderen „Slovak“ zu lesen ist. Obwohl ursprünglich die Farbe Schwarz für das Ego steht, verweist hier Pink in der erweiterten Version der Chakren auf den Glauben. Mystik, Spiritualität und Religion definieren einen Großteil von Filkos Arbeiten, die im architektonisch angelegten Apsisbereich der Halle in eine Installation aus Altären münden. 

Ein weiterer Teil von Filkos Werk widmet sich dem Thema Kosmos, symbolisiert durch das Chakra Blau, das mit den utopischen Konzepten der Sechziger Jahre einhergeht und neben den zweidimensionalen Arbeiten auch zu einer Reihe von Raketenskulpturen und akustischen Performances führte. Wenngleich die Ausstellung mit ihrer Fülle an raumgreifenden und multidimensionalen Arbeiten Filkos künstlerische Megalomanie anzudeuten vermag, zeigt sie nur einen Bruchteil seines Oeuvres, das hier im Vergleich zu den diversen überbordenden Ateliersituationen relativ präzise, stringent und aufgeräumt präsentiert wird.                     

Mehr Texte von Walter Seidl

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Stano Filko - A Retrospective
19.03 - 05.06.2022

Halle für Kunst Steiermark
8010 Graz, Burgring 2
Tel: +43 316 740084
Email: info@halle-fuer-kunst.at
https://halle-fuer-kunst.at/
Öffnungszeiten: Di-So 11-18 h


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