Werbung
,

Max Weiler - Vier Wände: Die Lehre der Eigentlichkeit

"Und dann verstand ich, durch die Praxis der Leinwand: die Dinge, die Kiefern und die Felsen, hatten sich in jenem historischen Moment auf der reinen Fläche - nicht mehr rückgängig zu machendes Ende der Raumillusion -, aber in ihren dem Ort und der Stelle verpflichteten Farben und Formen, zu einer zusammenhängenden, in der Menschheitsgeschichte einmaligen Bilderschrift verschränkt... Es waren die Dinge; es waren die Bilder; es war die Schrift; es war der Strich - und es war das alles im Einklang." Der da verstand, ist Peter Handke, und die Leinwand, die ihm die Eingebung verschaffte, war von Cézanne. Und doch könnte sie auch von Max Weiler sein, es könnten jene vier in den Jahren1973 bis 1977 und jeweils gut zweieinhalb auf gut sechs Meter messenden Tafeln sein, in denen der Meister bei aller Panoramatik die Natur auf einen Begriff zu bringen sucht, der sich nicht im Visuellen erschöpft. Es geht ihm, wie Handke, um etwas Essentielles, etwas Quint-Essentielles, in dem der zeitlose Moment der Schöpfung eingefangen ist. Unter dem Titel "Vier Wände" hat Edelbert Köb die Gemälde nun im Museumsquartier zusammengebracht. Zwei der Bilder gehören sowieso Köbs Mumok, die beiden anderen dem Wiener Juridicum, und jetzt sind sie zum ersten Mal ganz bei sich. Schauplatz ist jener Teil des Quartier 21, in dem früher das "Depot" war, der seit Jahren leer stand, der mittlerweile als "Ausstellungshalle im Staatsratshof" firmiert und in den dann bis 2005 ein Designzentrum einzieht, das die ehemalige Geschäftsführerin des Künstlerhauses Doris Rothauer leiten wird (haben wir das jetzt alles in einem Satz untergebracht?). In Köbs Inszenierung sind die "vier Wände" zu einer Bühnenarchitektur umfunktioniert, in der das Tektonische zugunsten des Kulissenhaften in den Hintergrund gerät - und damit auch die Eigentlichkeit Weilers, die überhaupt nichts Expressives hat, sondern jener Wesenhaftigkeit hinterzuspüren sucht, von der man in der Kunst immer wieder einmal gern überzeugt ist. Weiler ist durch diese Hintertür in den österreichischen Kosmos geraten, ganz ohne Eingeweideschau und Psycho-Delirium. Aber auch er ist ironiefrei. Es eröffnet übrigens der Bundeskanzer.
Mehr Texte von Rainer Metzger

Werbung
Werbung
Werbung

Gratis aber wertvoll!
Ihnen ist eine unabhängige, engagierte Kunstkritik etwas wert? Dann unterstützen Sie das artmagazine mit einem Betrag Ihrer Wahl. Egal ob einmalig oder regelmäßig, Ihren Beitrag verwenden wir zum Ausbau der Redaktion, um noch umfangreicher über Ausstellungen und die Kunstszene zu berichten.
Kunst braucht Kritik!
Ja ich will

Werbung
Werbung
Werbung
Werbung

Max Weiler - Vier Wände
21.01 - 02.05.2004

mumok - Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien
1070 Wien, Museumsquartier, Museumsplatz 1
Tel: +43 1 52 500, Fax: +43 1 52 500 13 00
Email: info@mumok.at
http://www.mumok.at
Öffnungszeiten: Täglich: 10.00–18.00 Uhr, Do: 10.00–21.00 Uhr


Ihre Meinung

Noch kein Posting in diesem Forum

Das artmagazine bietet allen LeserInnen die Möglichkeit, ihre Meinung zu Artikeln, Ausstellungen und Themen abzugeben. Das artmagazine übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt der abgegebenen Meinungen, behält sich aber vor, Beiträge die gegen geltendes Recht verstoßen oder grob unsachlich oder moralisch bedenklich sind, nach eigenem Ermessen zu löschen.

© 2000 - 2024 artmagazine Kunst-Informationsgesellschaft m.b.H.

Bezahlte Anzeige
Bezahlte Anzeige
Gefördert durch: