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Maki Na Kamura: Stille Post fürs Auge

Wenn sich aus einem der rätselhaften Farbkonstrukte von Maki Na Kamura plötzlich eine Figur in seltsamer körperlicher Verrenkung herausschält, kann es gut sein, dass dafür ein Geschöpf der südkoreanischen Popindustrie Modell gestanden hat. In der schillernden Welt des so genannten K-Pop regieren kompromissloses Streben nach Perfektion und hochartifizielle Ästhetik, dafür interessiert sich seit einer Weile auch die im japanischen Osaka geborene und seit den 1990er Jahren in Deutschland lebende Malerin Na Kamura und fischt Posen aus der digitalen K-Pop-Bilderflut, um sie in Konstellationen aus farbigen Flecken aufzulösen.

Auch wo das Auge Landschaften, schemenhafte Felsen, dramatische Wolkenhimmel, Gebüsch oder Fragmente von Bauwerken erkennen will, hat man es im Grunde mit einem raffinierten Spiel mit einander überlagernden Farbschichten, Form und Struktur zu tun. Na Kamura zelebriert es in einer speziellen Mischtechnik aus Ölfarben und Wasser, auch Eitempera und Tuschen kommen zum Einsatz. Daraus entstehen faszinierend-vielschichtige Bildwelten, die man im Ordner für abstrakte Malerei abheften könnte, würden sie sich solchen Kategorisierungen nicht mit konzeptueller List entziehen. Denn durch Na Kamuras Malerei geistern historische Maltraditionen und Vorgänger wie Millet, Giorgione oder Poussin, allerdings nicht als kunsthistorisches Zitat, sondern als eine auf Struktur und malerische Geste reduzierte Essenz.

In der Galerie Bernd Kugler, die Na Kamura jetzt erstmals in Österreich präsentiert, zeigt sich das etwa dort, wo aus einer dynamischen Komposition aus versprengten Farbflecken von Ferne die Fackel und Schwert schwingende Reiterin aus Rousseaus „La Guerre“ herüberwinkt. Rousseau, der seine Motive bekanntlich aus unterschiedlichen Vorlagen entnahm und dessen Werke eine gewisse Faszination auf die Avantgardisten ausübten, ist auch kein schlechtes Beispiel für die epochenübergreifenden Interferenzen, die Na Kamura als eine Art Stille Post des Sehens weitertreibt, wenn sie Spuren verfolgt, Strukturen aufgreift, vergleicht und collagiert. Dabei geht es auch um Wechselbeziehungen zwischen abendländischen und europäischen Maltraditionen. Ein im pompejanischen Stil gemaltes Selbstporträt spielt auf den in Asien verbreiteten Wunsch an, „europäisch“ auszusehen – während heute Jugendliche in aller Welt der makellosen Optik der K-Pop-Stars nacheifern, die neuerdings in Na Kamuras Bildkonzepten auftauchen.

Mehr Texte von Ivona Jelčić

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Maki Na Kamura
04.02 - 11.03.2022

Galerie Bernd Kugler
6020 Innsbruck, Burggraben 6 (Hörtnagelpassage)
Tel: +43 / 512 / 561 748, Fax: +43 / 512 / 561 788
Email: info@berndkugler.at
http://www.berndkugler.at/
Öffnungszeiten: Di-Fr 13.00 – 18.00 Uhr, Sa 10.00 – 12.30 Uhr


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