Math Bass - clown alley: Wenn der Witz im Bild zündet
Es wäre niemandem zu verübeln, wenn ihm oder ihr die Malerei zum Hals heraushinge. Die Zeiten, wo Kunstkritik nicht immer freundlich war gegenüber der, traditionell, Lieblingsware des Kunsthandels, sind schon so lange vorbei, dass darüber glatt in Vergessenheit geriet, dass es durchaus mal so etwas gegeben hat, wie eine kritische Kunstkritik – und eine Malerei, die, wenn sie als Kunst auf sich hielt, dagegen ankommen wollte.
Nach zehn Jahren einer einfallslos sich in Malereifloskeln erschöpfenden „Crapstraction“, die ihre Einfallslosigkeit trotzig als „Konzept“ vor sich herträgt, einerseits und andererseits dem geradezu verschwenderischen Einfallsreichtum von Künstlerinnen und Künstlern, die der Figuration mittels karikaturesk oder surreal in Szene gesetzter, Bildbotschaften eine neue aber ja nicht zu ernst gemeinte Aussagekraft abringen wollen, zeigt ein Projekt wie das von Math Bass, dass „dritte Wege“ sehr wohl möglich sind. In Bass‘ Fall ist das der schmale Grat zwischen durchaus witzigen Bildideen, die durch ihre radikale, ins Redundante umschlagende Formalisierung die Aufmerksamkeit darauf lenken, wie Bilder – und Witze – überhaupt funktionieren.
„Clown Alley“, die aktuelle Ausstellung von Bass bei Tanya Leighton – und dort allerdings die dritte Malereischau in Folge – schlägt in bildkonzeptionellem Sinne durchaus ein neues Kapitel auf. Waren Bass‘ Bilder bisher meist plakativ-flächig angelegt, als ornamental-heraldisches Zeichen-Layout, tritt jetzt das Motiv eines aus wenigen Elementen stilisierten Clown-Gesichts – eine pausbackige, weiße Clownsvisage mit roter Nase und weit aufgerissenen, schwarzen Fensteraugen – im Rahmen unterschiedlichen Vorhang- und Mauer-Kulissen in Erscheinung und verwandelt die Bildfläche in eine Bühne, aus der Anordnung der Motive wird ein „Plot“. Damit rückt ins Bild ein – und wird konzeptionell und gestalterisch fluide – was Bass bisher, und im Rahmen von „Clown Alley“ wieder einmal, mit Hilfe von beigegebenen Objekten angedeutet hat: Durch das Aufstellen solcher skulpturaler Elemente – diesmal sich drehende Stuhl-Elemente mit auf den Sitzflächen aufgehäuftem Plastikobst – wird der Ausstellungsraum selber zu einer Art Bühne oder Installation. Das unterstreicht den Ereignischarakter, den das Format „Ausstellung“ zwangsläufig mit sich bringt. Wenn aber schon akademische Übung, dann lieber gleich „im“ Bild. Wenn der Witz im Bild zündet, freuen sich Kunsthändler und Kunden.
22.01 - 05.03.2022
Tanya Leighton
10785 Berlin, Kurfürstenstraße 156
Tel: +49 (0)30 221607770
Email: info@tanyaleighton.com
http://www.tanyaleighton.com
Öffnungszeiten: Mi-So 12-18h