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Luxemburg Art Week: Nebel, Essen, Kunst

Was kann es Schöneres geben, als im Novembernebel zwischen LKWs über Landstraßen nach Luxemburg zu fahren? Das ist natürlich eine unzulässige Suggestivfrage. Doch tatsächlich bietet die Luxembourg Art Week in ihrem Gesamtpaket durchaus Anlass, aus der benachbarten Benelux-Region einen Abstecher in die Europastadt zu machen. Neben der namensgebenden Messe gehören dazu in diesem Jahr eine zweitägige Kunstmarktkonferenz, zwei spannende Ausstellungen im Museum Mudam und der neen Konschthal Esch.

Rund ein Dutzend Galerien sind aus Deutschland angereist, ungefähr so viele wie aus Belgien, mehr kommen nur aus Frankreich und Luxemburg selbst, aus Österreich ist mit zs art nur eine Galerie dabei. Kristian Jarmuschek aus Berlin ist zum dritten Mal als Aussteller hier. Mit den Positions und Paper Positions betreibt er selbst mehrere ähnliche gelagerte Messen. Er meint anerkennend: "Man muss ja immer auch schauen: Was gibt es hier, und wo soll die Reise hingehen? Und der Messe ist ja gelungen, zur Vernissage die ganze Stadt zu mobilisieren." Er nimmt hier eine große Offenheit seitens der Besucher wahr und sieht es positiv, dass das lokale Angebot mit der Messe einen internationalen Ausblick zum Abgleich erhält. Besonders freut er sich über das Interesse, das nicht nur der doch eher disparaten Bandbreite entgegengebracht wird, sondern auch den auswärtigen Galerien. Das Luxemburger Kunstpublikum mag nicht das versierteste sein, doch anders als etwa das rheinische kauft es nicht bevorzugt bei einheimischen Ausstellern.

Doch gerade auf Messen diesseits des Top-Segments lassen sich Entdeckungen machen, aus dem schlichten Grund, dass in Basel oder London die Standkosten zu hoch sind, als dass Galerien es sich leisten könnten, hier niedrigpreisige Risikoware anzubieten. Die Gebrüder Lehmann aus Dresden zeigen die hintergründigen Hinterglasmalereien von  Beate Hornig, die noch zu DDR-Zeiten in Dresden studiert und unter anderem Bühnenbilder geschaffen hat. Sie lebt und arbeitet abseits der Kunstzentren in der Niederlausitz und verfolgt dort ihre ganz eigene Bildsprache. Die eigenwilligen Gemälde kosten zwischen 2.000 und 4.000 Euro. Dass die Galerie ihre Arbeiten ausgerechnet hier anbietet, begründet Frank Lehmann: „Die Messe in Luxemburg hat einen ganz besonderen Charakter. Übersichtlich und hauptsächlich lokal mit einem internationalen Publikum. Es gibt eine große Offenheit, Entdeckerfreude und mittlerweile für uns treue und kenntnisreiche Sammler. Außerdem kann man hier auch richtig gut essen gehen.“

Mit rund 80 Ausstellern scheint die Messe ihr Potential jedoch ausgereizt zu haben. Zu groß ist die Beliebigkeit des Dargebotenen, zu offensichtlich die losen Kriterien bei der Zulassung. Weniger wäre durchaus mehr, zumal das lokale Publikum doch weitgehend unter sich bleibt und die Kaufkraft des Marktplatzes daher begrenzt ist. Galerist und Messemacher Alex Reding ist mit dem Auftakt allerdings zufrieden. Er selbst habe sehr gut verkauft und vor allem auch viel mehr als in Vorjahren an Besucher aus dem benachbarten Ausland. „Ich weiß, dass die Leute zurückkommen, die Stimmung war so gut, und die Messe ist ideal gelegen und und erreichbar“, erklärt er. Der öffentliche Nahverkehr ist in Luxemburg übrigens gratis, und die Tram fährt zuverlässig alle vier Minuten.

Mehr Texte von Stefan Kobel

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Luxemburg Art Week
11 - 14.11.2021

The Fair
1628 Luxembourg, Glacis Square (Fouerplaatz)
https://luxembourgartweek.lu


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