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Schau Schau: Das Zwei-Etagen-Prinzip

Zwei kuratorische Tugenden pflegt Lorenz Seidler, alias "eSeL", gerade in der Galerie Hilger, wo er eine Schau namens "Schau Schau" eingerichtet hat. Erstens ist der Titel ohne Anstrengung witzig, und er passt auch noch auf das Gezeigte. Zweitens nämlich gibt es eine Schau in der Schau, in der in aller Seltenheit und dankbar hervorzuhebenden Ausführlichkeit Zusätzliches von und zu den Künstlern vorgeführt wird. Die Zeitgenossenabteilung der Galerie, Hilger Contemporary, hat zwei Stockwerke. Entsprechend gibt es eine Etage, in der sich der eigentliche, mit aller Ambition von Begriffen wie "Praxisfelder", "Lebensräume" und "Erlebniswelten" ausgestattete Beitrag zu den Umständen künstlerischer Gegenwartsexistenz abspielt. Und es gibt eine Etage, in der man sehen kann, was die Künstler machen, wenn der Ehrgeiz eines Austellungsmachers sie gerade an der langen Leine läßt. Sieben Positionen sind zu besichtigen. Der "Gelbe Stuhl" der Gruppe Mahony, der laut Konzept 1,3 Milliarden Verkäufe vorsieht, auf dass alle, die ihn haben, gleichzeitig von ihm herunterspringen und die Erde aus ihrer Bahn beförden; die Zeichnungen einer artifiziellen Person namens Elffriede; die seltsamen Stellagen, zum Teil aus Gemälden zusammengebaut, von Clemens Kindermann; Architekturmodellentwurfsskizzen von Clemens Kindermann; Oliver Hangls inszenierte Fotografien aus der Weltstadt Niederösterreich; gemalte Selbstdarstellungen von Matthias Bade; schließlich Cloed Baumgartner, vielleicht am interessantesten vor allem durch die begleitend gezeigten Schneidereien eines Modelabels namens "Milch" mit ihrem "Upcycling"-Prinzip. Warum macht man nicht öfter, was "Schau Schau" macht, und fügt zur Observanz des Kuratierten die freie Auswahl zusätzlicher Arbeiten? Ganz einfach, man kann nämlich trefflich streiten, ob die ergänzende, von den Teilnehmenden selbst besorgte Abteilung nicht die bessere ist. Doch einer solchen Vergleichbarkeit muss sich eine Präsentation erst einmal stellen.
Mehr Texte von Rainer Metzger

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Schau Schau
17.12.2003 - 17.01.2004

hilger contemporary
1010 Wien, Dorotheergasse 5
Tel: +43-1512 53 15, Fax: +43-1-513 91 26
Email: contemporary@hilger.at
http://www.hilger.at
Öffnungszeiten: geschlossen


Ihre Meinung

1 Posting in diesem Forum
Leinen los!
eSeL | 07.01.2004 11:45 | antworten
...moechte nur der Vollstaendigkeit halber hinzufuegen, dass Kuenstler wie Künstlerinnen UNTEN wie OBEN "lange Leine" hatten. Sprich: sie durften/mussten selbst auswaehlen, was und wie sie sich jeweils zur Schau stellen wollen. eSeLs "Observanz des Kuratierten" galt dem Konzept der Show, der Entwicklung des Audiokataloges (gibts gratis in der Galerie) und -last but keineswegs least- der Auswahl ebendieser KuenstlerInnen. Diese zeichnen sich durch a) eigenstaendig erarbeitete Karrieren in b) unterschiedlichen Feldern der Kunst aus und c) beackern auch inhaltlich in ihrer bisherigen Arbeit das Thema "Inszenierung des Selbst". Dementsprechend erlaubt "Schau Schau!" - wie Rainer Metzger richtig erkannt hat - einen Blick auf individuelle Strategien der Sich-Zur-Schau-Stellung unter bestimmten Rahmenbedingungen. und außerdem: die individuelle Wahrnehmungen eines solchen Projektes durch die Presse. In diesem Sinne ganz herzlichen Dank an Rainer Metzger fuer seinen Beitrag zum Schau-Schauen. >:e) ps. Rainer Metzger reflektiert uebrigens am 13.1. (20h) seine eigene Arbeit im Rahmen einer Diskussionsveranstaltung ueber Kunstkritik in der Galerie Martin Janda.

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