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SalzburgBilder - Fotoarchive des Freilichtmuseums Großgmain als Quelle zeitgenössischer Fotokunst: Dem Lokalen entgegen

Anlässlich des 40-jährigen Bestehens des Fotohof Salzburg erforschen 15 KünstlerInnen lokale Soziotope basierend auf Archivaufnahmen des Salzburger Freilichtmuseums, denen sie mit aktuellen fotografischen Perspektiven begegnen.

Kuratiert von Michael Mauracher und Rainer Iglar entstanden 14 Arbeiten von Fotohof-Mitgliedern unterschiedlicher Generationen, deren Präsentation sich in die benachbarte Stadtgalerie Lehen erstreckt. Auf Basis von 11.400 Fotos aus den Archiven von Kurt Conrad und Bruno Kerschner wählten die Kuratoren etwa 400 Bilder aus, die die Grundlage jenes aktuellen Referenzkanons bildeten. Themen wie Wohnungs- und Lebensformen, ländlicher Raum und Tradition, Handwerk, aber auch Industrie standen hier zur Debatte. Die fotografischen Archivvorlagen befinden sich dabei als Legende neben den ausgestellten Werken. So widmen sich etwa Kurt Kaindl und Herman Seidl dem Aluminiumwerk Lend, das sie im Kontext der fortschreitenden Industrialisierung hinterfragen. ArbeiterInnenschaft gilt hier als Trope, die sich durch viele Arbeiten der ausstellenden KünstlerInnen zieht. Die grundsätzliche Frage, die sich hier stellt ist, wie dem Lokalen entgegnet und mittels Fotografie eine universelle Sprache entwickelt werden kann, die eine Metaebene in das historische Vorhandene einzieht. In diesem Sinn gilt vor allem die Arbeit des jüngsten, persisch-stämmigen Teilnehmers Motahar Amiri als Neuentdeckung. Er dokumentierte Interieurs von Bauernhöfen als urbane Konstruktionen und fokussierte auf minimale Elemente, die das Lokale als erhabene Bildwelt begreifen.

Die Konzentration auf das Persönliche in Relation auf Individuen einer Gemeinschaft gelingt Anna Aicher in ihrer Dokumentation der Jugendkultur innerhalb eines ruralen Spektrums, die eine Transformation des einstig Ländlichen in eine global-ubiquitäre Sphäre bedingt. Dem entgegen zeigt Reinhard Mlineritsch Aufnahmen aus 40 Jahre Weihnachten, die den Künstler selbst ins Bild treibt und als Teil eines kollektiven Gedächtnisses in einem konservativen Österreich gilt, bei dem für jede/n teilweise auch qualvolle Erinnerungen wachgerufen werden. Konzeptuell am stringentesten erweist sich die Arbeit von Peter Schreiner, der Archivbilder als Vorlage nimmt, um diese als klassische Kontaktabzüge zu präsentieren, aber gelichzeitig in diese mit Bildeingriffen als Appropriation interveniert. Die Ausstellung versucht somit, das „Glokale“ als Phänomen einer Bilderordnung zu begreifen, die für den Ort der Präsentation und seine ProtagonistInnen als identitätsstiftend gilt.

Mehr Texte von Walter Seidl

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SalzburgBilder - Fotoarchive des Freilichtmuseums Großgmain als Quelle zeitgenössischer Fotokunst
29.06 - 07.08.2021

Fotohof
5020 Salzburg, Inge-Morath-Platz 1-3
Tel: +43 662 84 92 96, Fax: +43 662 84 92 96-4
Email: fotohof@fotohof.at
http://www.fotohof.at
Öffnungszeiten: Di-Fr 15-19, Sa 11-15 h


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