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How will we live together?

Hashim Sarkis, der Kurator der 17. Architekturbiennale in Venedig hat diese Frage den teilnehmenden Ländern vor drei Jahren gestellt. Seit einigen Tagen gibt es Antworten von den 61 in diesem Jahr teilnehmenden Ländern.

Bis kurz vor der tatsächlichen Eröffnung gab es Zweifel, wie und ob man das Publikum zu den Biennaleveranstaltungen einlassen kann. An den Previewtagen gab es Akkreditierungen mit gültigen Covidtests, Fiebermessungen und limitierten Zutritten vor Ort. Die Generalprobe hat - mit vorrangig italienischen Besuchern - funktioniert. Nun wird man sehen, wie international die Gäste dieses Jahr sind. Ein Besuch lohnt sich auf alle Fälle, auch wenn in den Giardini an den Pavillons von Australien (Es gibt onlinelinks zu Tanzvideos, die das Verhältnis und die Identitiät von Aborignes und den Einwanderen aufzeigen.), Kanada (Der in grüne Folie teileingewickelte Pavillon vermittelt mittels QR-Code  "Impostor Cities" - eine sarkastische Kritik der kulturellen Selbstpräsentation in dem Filme als architektonische Experimente herhalten. www.impostorcities.com ) und Tschechien / Slowakei (verschlossene Tore ohne weitere Statements) die Besucher erwarten. Auch im Arsenal gibt es auf noch freien Flächen zahlreiche Tafeln mit der Aufschrift "Coming Soon". Die chinesische Präsentation, die im Arsenal separat zu besuchen ist, hat das Tor ohne weiteren Hinweis verschlossen. Taiwan hingegen hat sich in die Bel Etage des Palazzo delle Prigioni, unweit des Dogenpalastes eingemietet und greift das Thema "Primitive Migration from / to Taiwan" auf.

"Access is the new Capital" heißt es im österreichischen Pavillon, dessen Beitrag von Peter Mörtenböck und Helge Mooshammer unter dem Motto PLATFORM AUSTRIA gestaltet wurde. Verschiedene Onlineformate ermöglichen unter diesem Schutzmantel einen ortsunabhängigen Dialog. Das Phänomen des Plattform-Urbanismus – so auch die Erkenntnisse der Kuratoren – markiert einen der wichtigsten Umbrüche in der Gestaltung unserer Umwelt und ihrer Architektur.
Ab 28.05. (bis 29.08.2021) gibt es für Interessierte, die dieses Jahr nicht nach Venedig kommen, die PLATFORM AUSTRIA SATELLIT im MAK Forum. Die Kuratoren haben eine begleitende Ausstellung im MAK zusammengestellt, die mittels Videoinstallationen und einer interaktiven Onlineplattform den Dialog mit dem österreichischen Pavillon in Venedig aufbaut und zudem auch die gemeinsame Thematik von Plattform-Urbanismus einer kritischen Analyse unterzieht.
Wer es allerdings in die Giardini schafft, wird hinter dem Pavillon mit einer wunderbaren Lounge-Ecke mit langem Verweilcharakter belohnt. 

Die USA präsentieren sich mit einem Projekt von der University of Illinois Chicago (UIC) mit dem "American Framing". Der Pavillon kann (nebst Modellen und Fotos im Inneren) außen über eine Holzkonstruktion entlang der Fassade bis über die Dächer hinaus besucht werden. Die urtypische Holzkonstruktion wird in den USA bis heute im Hausbau verwendet.  Paul Andersen, der Co-Kurator spricht in seinem Statement von der "ursprünglichen Architektur, die eine Plattform für neue Ideen und Diskurse darstellt". 

Im französichen Pavillon schwört der Architekt Charles Hutin auf die Zusammenarbeit von Architekten, öffentlichen Institutionen und Bewohnern, die zu einem nachhaltigen Erfolg für die Benützer / Bewohner führen. Gezeigt werden reale Projekte wie das "G H I"-Projekt in Bordeaux, ein aus 530 Sozialbauwohnungen bestehendes Areal, das um Balkone und Wintergärten erweitert wurde, um mehr Licht und Freiraum zu schaffen, was in Folge das Miteinanderleben positiv beeinflusst.

Die Briten, gerade erst aus der EU ausgetreten, freunden sich – zumindest wenn es nach der Kommissärin Sevra Davis (Direktorin für die Departments Architektur, Design und Mode im British Council) und den Kuratoren Manijeh Verghese und Madeleine Kessler geht – im britischen Pavillon mit dem Konzept von mehr Allgemeineigentum von Parks und Freiflächen an.

Kargheit kann man unseren deutschen Nachbarn unterstellen. Der Pavillon erbittet von den Besuchern viel Zeit. Wer es korrekt und gründlich machen möchte, wird vor dem Betreten eingeladen einen zehnminütigen Film - auf dem eigenen Smartphone - anzusehen. Danach, so lautet die Empfehlung, folgen zwei weitere Filme, die in Nischen vor dem Haupteingang gezeigt werden. Das Innere selbst ist bis auf einige wenige an die Wände applizierten QR-Codes (die wiederum Filme für das Smartphone beinhalten) leer.  Was erwartet den Besucher also? Unsere Gegenwart als Vergangenheit im Jahr 2038!

Viel vor hatte die Republik Korea (also Südkorea, wie wir das Land nennen). Ein Treffpunkt für den Austausch und den Dialog über globale Veränderungen sollte der Pavillon werden. Eine verwaiste Lounge mit koreanischem Flair und interaktiven Streamings zur Future School am Campus in Seoul ist es geworden.

Und - der goldene Löwe für das Lebenswerk wurde an Rafael Moneo verliehen. In den Giardini wurde der Bücherpavillon für ihn geräumt und so können zahlreiche seiner Modelle und Publikationen besichtigt werden.

Auch an Nebenschauplätzen mangelt es nicht – viele "Collaterali" finden auch dieses Jahr statt.

Das European Cultural Centre zeigt "Time - Space - Existence" in den Palazzi Bembo und Mora und Outdoorkunst in den Marinaressa Gärten. Auch der Young Talent Architecture Award 2020 wird im Palazzo Mora präsentiert.

Neben dem Schwerpunkt der Architektur ist auch das Design präsent.  Seit 2016 (somit zum dritten Mal) findet die Venice Design Biennale (20.05. - 27.06.2021) an mehreren Orten in Venedig statt. Dieses Jahr ist das Motto "Design as self portrait". Zudem wird es im Herbst die Venice Design Week (09. - 17.10.2021) mit Events, Museumsveranstaltungen und kulturellen Schwerpunktthemen geben.

Große Kunst wird von der Fondazione Prada mit "Stop Painting" von Peter Fischli, "Georg Baselitz: Archinto" im Palazzo Grimani und mit 17 großflächigen Werken aus der Serie "in the manner of Vedova - Vedova accendi la luce" in der Fondazione Vedova in den Salzmagazinen (Georg Baselitz war seit den 1960er Jahren mit Emilio Vedova eng befreundet) und "Bruce Nauman: Contrapposto Studies" in der Punta della Dogana gezeigt. Abgesehen von Prada öffnet auch der Espace Louis Vuitton seine Pforten für die Kultur. Präsentiert werden das "Power Pack"-Projekt (1969) von Frank Gehry und Charlotte Perriands "Tritrianon" (1937), deren Inhalte sich auf Mobilität, Vorfertigung und Effizienz im Wohnraum beziehen.

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Biennale Architettura 2021
22.05. - 21.11.2021
--> www.labiennale.org

Mehr Texte von Iris Stöckl

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