Suse Krawagna – Franco Kappl: Romulus revisited
Suse Krawagna, 1964 in Klagenfurt geboren (lebt heute in Wien und Kärnten) bedient sich einer reduktiven, minimalistischen Sprache. Inspiriert wird die Künstlerin sowohl durch visuelle Phänomene der Gegenstandswelt als auch durch Eindrücke, die am realen Gegenüber gewonnen werden. Auf den Leinwänden entstehen Abstraktionen, deren Tiefe und Dichte durch unterschiedliche Materialien hervorgehoben wird. Kleinflächige Arbeiten vor 2000 wie auch Werke aus den letzten Monaten überzeugen durch den oft vibrierend erscheinenden Bildaufbau. Meist sind es - neben den Flächen - Linien, die die Leinwand beherrschen. Lineare Anordungen, auseinanderdriftende Pfeile oder kurvige Darstellungen enden in Flächen. Sie begegnen einander und schaffen ein größeres Ganzes oder lösen die Bildoberfläche auf.
Werden die Grenzen des Darstellbaren überwunden oder sieht der Betracher durch und hinter die Linien? Die Künstlerin erzeugt Relationen. Linien und Flächen sind Hilfsmittel wie Öl, Acryl oder Buntstift, die sie nebeneinander auf die Leinwand aufbringt.
Die Licht- und Farbakzente brechen die flächige Auflösung. Die Arbeiten von Suse Krawagna können als Fortfolge des abstrakten Expressionismus der amerikanischen Postkriegsmoderne bezeichnet werden. Die Künstlerin lebt in Wien und Kärnten und war 1984/85 mit Werken in der Romulus Express-Ausstellung, organisiert vom Kunstverein für Kärnten (Künstlerhaus Klagenfurt) und der Galerie Grita Insam / Wien, vertreten. Diese Ausstellung, die zu den ersten Beteiligungen von Suse Krawagna zählt, ist bis heute Gesprächsthema in Klagenfurt, da jene Künstler*innen in der Ausstellung vertreten waren, die von Kärnten mit dem ÖBB-Zug "Romulus" nach Wien "zum studieren" gefahren sind. Seitdem folgten zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland.
Auch Franco Kappl war in dieser "Romulus"-Ausstellung 1984/85 mit Werken vertreten. Geboren wurde der Künstler 1962 in Klagenfurt und pendelt ebenfalls zwischen Wien und Kärnten.
In der gegenwärtigen Ausstellung sind Werke von 2020 und 2021 zu sehen. Sein Schaffensdrang der vergangenen Monate muß unbeschreiblich (gewesen) sein. Die Leinwände sind großformatig (teils noch größer als davor von ihm Bekanntes) und die Darstellungen sehr expressiv - getrieben von größter Freiheit. Der Künstler lehnt oder legt die Leinwände zum Bearbeiten, um diese gestisch zu überziehen. Oft wird schwarz oder weiß als Grundfarbe verwendet, um anschließend mit allen verfügbaren Mitteln von Pinseln und Farben zu reduzieren und konzentrieren. Seine Bezüge und Verweise sind Franz Kline und Robert Motherwell, aber natürlich auch Jackson Pollock seitens des Abstrakten Expressionismus. In Österreich ist die Einflüsse von seinem Professor (Arnulf Rainer), aber auch von den jungen Wilden der 1980er Jahre - Herbert Brandl, Hubert Scheibl und Siegfried Anzinger - nicht zu übersehen.
Die sphärischen Farbebenen, die teils Titel wie"Azteke", "Blazing Saddle" und "Solo Orbiter" tragen sind Ergebnisse der bedingungslosen Malerei / des Arbeitens wegen.Prinzipien von Formen oder Farben ist Franco Kappl nie gefolgt. Im Katalogtext fasst Christine Wetzlinger-Grundnig, die Direktoren des MMKK sehr kompakt zusammen: "Vielleicht hat Franco Kappl gerade auch in diesem Zusammenhang die konkrete Materialität seiner Werke zugunsten eine immateriellen Illusion (die sich auf eine elektronische Simulation bezieht) aufgegeben?"
Des weiteren zeigt das MMKK eine Parallelausstellung zu Serpentine - A touch of heaven (and hell), eine temporäre Kunstintervention entlang der Großglockner Hochalpenstraße. In der Außenstelle im MMKK werden Werke von Markus Pernhart (und dessen Glocknergemälde von 1860, das Teil der Sammlung ist), Iris Andraschek, Hubert Lobnig, Thomas Hörl, Peter Kozek, Anna Meyer und Hannes Zebedin gezeigt.
Als Trockentraining - wie Sportler sich ausdrücken - für die Hochalmstraße ist das MMKK sicher eine gute Trainingsmöglichkeit.
Die Burgkapelle wird von Elke Maier geSPACEd. Ihre Interventionen in zumeist sakralen Architekturräumen sind in Österreich wohlbekannt. Nach der Welschen Kirche in Graz, dem Dom zu Innsbruck, dem Dom zu Klagenfurt, der Kollegienkirche in Salzburg und dem Stephansdom in Wien ist sie nun wieder in ihrer Wahlheimat Kärnten tätig.
Mit unzähligen Baumwollfäden spinnt sie neue Sphären und Räumlichkeiten in die Kapelle. Die von der Decke darniedergeleiteten Fäden verlaufen sprichwörtlich im Sand. Die mit den Schaffensorten untrennbar verbundenen Installationen, die ortsspezifisch immer wieder neu geschaffen werden (müssen) spielen mit Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit. Durch die Strahlen (Fäden) wird der Raum aufgelöst und ist für den Besucher sphärisch wahrnehmbar.
26.05 - 29.08.2021
MMKK Museum Moderner Kunst Kärnten
9020 Klagenfurt, Burggasse 8/Domgasse
Tel: +43 50 536 30 507
Email: office.museum@ktn.gv.at
http://www.mmkk.at/
Öffnungszeiten: Di-So 10-18 Uhr, Do 10-20 Uhr