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Partners: Das Passagenwerk

Allein der Einstieg ist einen Besuch wert. Ganz einsam hängt ein winziges Selbstporträt von Diane Arbus an der Wand, das Foto einer Jüdin, gemacht im Februar 1945, gedacht für den Mann an der Front, der dazu beitragen würde, dass es weiter jüdisches Leben gibt. Ein Stück weiter eine Spielzeugfigur, gefertigt in den zwanziger Jahren in Spanien, Minnie Maus in Blech, in der Hand einen Käfig, in den Felix the Cat eingesperrt ist: die Umkehrung der tierischen Verhältnisse und auch jener, die Art Spiegelmans "Maus"-Comics über den Holocaust anrufen. Im nächsten Raum dann die Unmenge, 3.000 Fotos von Menschen mit Teddybären, ein Passagenwerk des Unwiederbringlichen, präsentiert mit der Unerbittlichkeit, wie man es auch von Christian Boltanski kennt. Dieses "Teddy Baer Project" trägt die persönlichste Handschrift von Ydessa Hendeles. 1948 ist sie im hessischen Marburg geboren, als Tochter jüdischer Eltern, die Auschwitz überlebt hatten. Bald kam sie nach Toronto. Seit Ende der Achtziger kuratiert sie mit eigenen Sammlungsbeständen im eigenen Haus unter eigener Regie Ausstellungen. Mit "Partners" kuratiert sie nun die erste Schau in der Fremde. Wie man hört, schlug sie für das Haus der Kunst Angebote des Museum of Modern Art und der Tate Gallery in den Wind. Mit "Partners" hat auch Chris Dercon, der neue Direktor des Hauses der Kunst, die erste Präsentation, die er voll und ganz verantwortet. Dabei hat der 1958 geborene Belgier einen Gedanken ausgespielt, den an seiner Stelle eher wenige gehabt hätten. Er hat sich gehütet, die Amtseinführung selbst zu übernehmen, und das Entree delegiert an jemanden von ganz weit außerhalb. Also "Partners", und es sind damit die Deutschen und die Juden gemeint und der Moment an aufeinander Angewiesensein, der sich noch in der brutalsten aller Parforcetouren, der Ausrottung, geltend machte. Der "Partners"-Parcours ist im Sinne dieser vertrackten Ko- und Kontraexistenz labyrinthisch. Es entsteht eine Art Instanzenweg, durchaus allegorisch, nicht wenig didaktisch und insgesamt angefüllt mit der Überzeugung, es gäbe so etwas wie die Möglichkeit von Aufklärung. "Partners" ist ein Anfang. Solche Anfänge nennt man Coups.
Mehr Texte von Rainer Metzger

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