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Thea Moeller - Beach Road Scissors: Up from the Ground

Thea Moeller, in Hannover geboren, hat in Nürnberg Malerei und in Wien Bildhauerei studiert, internationale Einzel- und Gruppenausstellungserfahrung und für 5 Jahre mit Ludwig Kittinger und Martin Vesely den Kunstverein Ve.sch betrieben. Bei Wonnerth Dejaco zeigt nun eine elegant kuratierte Ausstellung ausgewählte Arbeiten an prominenter Adresse.

Victoria Dejaco und Michael Wonnerth-Magnusson fanden sich im September des letzten Jahres in der privilegierten Situation wieder, dass sie ihr Galerieprogramm bereits mit sieben fixen KünstlerInnen starten konnten. Als „Verfechter von Einzelausstellungen“ präsentierten sie bisher Werke von Georg Petermichl und Katharina Höglinger. Aktuell widmen sie ihre Aufmerksamkeit den Arbeiten von Thea Moeller. „Es gibt so viele gute KünstlerInnen, die noch keine Galerievertretung haben“ betont Dejaco. „Über ein gemeinsames Netzwerk und vor allem die Ateliergemeinschaft in der Pappenheimgasse inklusive dessen Ausstellungsraum New Jörg hat sich unser Vorhaben konkretisiert“ erzählt Wonnerth. Dabei gehe es ihnen nicht darum „einen Offspace zu rekreieren und zu kommerzialisieren“, sondern um eine (klassische) Galerie, „die Internationalisierung und Wachstum beinhaltet“. Ihre Wurzeln lägen jedoch in dieser Szene.

Moeller produziert im Atelier, auch wenn sie ihre Impulse bei Residenzen wie beispielsweise 2015 in Los Angeles (MAK Schindler Artists and Architects-in-Residence Program) erhält. Dort stellen die Arbeiten auch eine Verbindung her, die in weiterer Folge in den Ausstellungsraum übersetzt wird. „Wir haben uns beim Aufbau Zeit gelassen um auf eine Konstellation zu kommen, die in diesem Raum Sinn macht.“, schildert Wonnerth den Arbeitsprozess. Es war klar, dass gewisse Narrative zwischen den Einschnitten und den illusionistischen (Architektur)Anlehnungen bestehen, die wir vermitteln wollen.“, heißt es vonseiten Dejacos. Moellers Arbeiten stehen im spannenden Dialog mit dem Ausstellungstitel, der die Form- und Materialstudien framed. Dieser bezieht sich auf einen Schnellimbiss namens „Beach Road Scissor-Cut Curry Rice“ in Singapur. Moeller reduziert und moduliert diesen und reiht dessen Bestandteile so aneinander, dass diese nicht mehr zusammenhängen. „Das ist ihre künstlerische Methode. Oftmals geht sie von architektonischen Elementen aus, um dann Aspekte zu extrahieren und diese im Studio auf ihre Weise nachzuformen.“, erklärt Dejaco. „Sie interessiert sich für funktionale Architektur, die relativ viel Gestaltungsfreiraum zulässt.“, ergänzt Wonnert Moellers Formfindung.

Angesichts dieses Spannungsverhältnisses fühlt man sich an Ed Ruscha, Richard Serra und Bruce Nauman erinnert. Arbeiten wie „Neon Sign“ (2021) stellen mittels Abstraktion deren Materialität in den Vordergrund. Das Besondere an Moellers Position ist, dass sie experimentiert und direkt am Material arbeitet. Eine Skizze ist schon die fertige Arbeit. Der Prozess selbst bleibt sichtbar und ist damit werkkonstitutiv. „Charakteristisch für ihre Arbeiten sind ihre Leichtigkeit und Zartheit. Diese hinterfragen Konventionen und Wahrnehmungsweisen“ erklärt Wonnerth. Moellers Schnitte, Faltungen, Anlehnungen und Neigungen sind nicht makellos und perfekt ausgeführt. „Manchmal arbeitet sie auch in Serie und geht bewusst in die Wiederholung, damit Dinge sich weiterentwickeln“ schließt Dejaco an.

Der Ausstellungs- ist Resonanzraum, in dem durch ein Kippen, Biegen und Ausbalancieren die Variabilität eines jeden Objektes seinen Ausdruck findet. Flächen- und Kräfteverhältnisse sind eindrucksvoll extrapoliert. Man bekommt eine Ahnung von Werkstatt und Schraubstock, wenn man die Arbeiten als teilweise kalt gebogen erfährt. „No Exit“ (2020) ist Ansage, deren Stahl und Lack sind es auch. Poliert und geschweißt verbinden sich hier bildhauerische und malerische Mittel. Formrohre werden in ihrer Objektzeichenhaftigkeit und architektonischen Intertextualität zum Prototyp. „Es gibt so ein paar Elemente in Theas Toolbox, die sie in unterschiedlichen Situationen erprobt.“, heißt es weiter. Was kann Material? fragt Moeller gelenkig, indem sie Schweißnähte zeigt. Diese zeugen als Spuren von einer Zeitlichkeit und Materialkunde. Jede einzelne Arbeit wie auch eine Montage in Gestalt von „Beach Road Scissors“ erzählt von einem Gleichgewichten der Verhältnisse und der experimentellen Logik hinter der Dingen.

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Der Titel des Textes bezieht sich auf die gleichnamige Stahlarbeit von Thea Moeller, 2020

Mehr Texte von Bettina Landl

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Thea Moeller - Beach Road Scissors
10.02 - 20.03.2021

Galerie Wonnerth Dejaco
1010 Wien, Ballgasse 6
Tel: +43 680 4027302
Email: info@wonnerthdejaco.com
https://wonnerthdejaco.com
Öffnungszeiten: Mi-Fr 12-18, Sa 12-15 h


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