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Roberta Lima - Ghost Plant: Roberta Limas „Wood wide web“

Nicht die Selbstinszenierung oder Selbstverletzungen des eigenen Körpers durch Nadeln oder Tätowierungen etwa, wie man sie aus früheren Arbeiten Roberta Limas kennt, stehen im Mittelpunkt ihrer neuesten, in Covid-19-bedingter Isolation in Finnland entstanden Arbeit. Mit ihrer Video-Installation „Ghost Plant“ im Stadtraum der Sammlung Friedrichshof (eine Variante der Arbeit findet sich übrigens zur Zeit auch im Wiener Künstlerhaus in der sehenswerten Ausstellung „When Gestures Become Form“) gibt sich Lima erstaunlich wenig aktionistisch. Umso mehr interagiert sie sowohl räumlich als auch performativ mit der Architektur des so kleinen wie hohen Ausstellungsraums mit seinen beiden durch eine Treppe verbundenen Ebenen.

Bestimmendes Element der Installation ist ein monumentaler Strang aus roten Netzwerkkabeln: Von der mit Erde bedeckten Balustrade aus ergießt dieser sich kaskadenhaft in den Raum, windet sich dort über den Boden und mündet schließlich in einen waagrecht über dem Boden platzierten Monitor, der von den Kabeln gleichsam mit Daten gespeist wird. Die Erde, mit der zusätzlich auch eine Pilzkiste befüllt ist, ein von Vogelgezwitscher begleitetes Timelapse-Video eines Waldstücks und last but not least die Farbe Rot der Kabel verbinden das technoide Setting in Form eines „Wood wide web“ mit der Natur. Durch die Performance-Videos wird es langsam mit menschlichem Leben und Handeln erfüllt.

Ein anderes zentrales Element ist eine mitten im Raum stehende hohe Leiter. Nicht nur bildet sie eine reale Klammer zwischen den Ebenen. Sie ist auch die Schlüsselrequisite der auf dem Monitor am Boden präsentierten Videoperformance, in der sich die permanent mit Kabelsträngen verbundene Künstlerin kauernd aus einer kleinen Holzkiste befreit, um schließlich aufrecht in einem Akt der Befreiung und Emanzipation die Leiter zu erklimmen. Eine Fotografie verdoppelt diesen Moment. Ein weiteres im Obergeschoß platziertes Video transponiert das Geschehen mittels Überblendung abermals in die Natur.

Kommunikation im Sinn von Austausch, Unterstützung, Solidarität ist das zentrale Themen dieser Arbeit, für die die kommunizierenden Systeme der Natur – seien es Wurzeln, Rhizome oder das Geflecht der menschlichen Adern - gleichsam Vorbild sind. Mit dem Doppelbezug auf Technologie und Natur reagiert Roberta Lima nicht nur die Herausforderungen der Zeit. Zugleich entwirft sie mit "Ghost Plant“ auch ein poetisch-fragiles Szenario gesellschaftlichen Miteinanders, dessen Ausgang ungewiss ist.

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Die Ausstellung ist noch bis Mittwoch, den 23. Dezember 2020 zu sehen, dann muss sie aufgrund der neuen Covid-19 Verordnungen geschlossen bleiben. Die Wiedereröffnung ist für den 19. Jänner 2021 geplant.

Mehr Texte von Johanna Hofleitner

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Roberta Lima - Ghost Plant
17.11.2020 - 12.03.2021

Stadtraum
1040 Wien, Schleifmühlgasse 6/11
Tel: +43 664 9183780, Fax: +43 2147-7000-191
http://www.sammlungfriedrichshof.at/
Öffnungszeiten: Di - Fr, 14 - 18 h


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