
Iman Issa - Proxies, with a Life of Their Own: Skulptur als Wahrnehmungsmodell
Die Kunsthalle Tirol im Innsbrucker Taxispalais widmet der ägyptisch-amerikanischen Künstlerin Iman Issa die erste Personale in Österreich, die noch vor ihrer Professur und Nachfolge von Monica Bonvicini an der Akademie der bildenden Künste in Wien konzipiert wurde. Issa erprobt Narrative von Skulptur, die, meist von Texten untermauert, bei BetrachterInnen unterschiedliche Assoziationsketten hervorrufen.
Gleich im Foyer befindet sich die weiße, kreisrunde Bankskulptur „The Revolutionary,“ (2010) die auf einer Tonspur als Erzählung ausgewiesene Biografie die Essenz dessen, was einen Revolutionär ausmacht, vermitteln soll. Zu hören ist eine computergenerierte text-to-speech Stimme, die eine vermeintliche Objektivität suggeriert, jedoch Fragen nach einer fiktiven Identitätsbestimmung in einer virtuellen Welt aufgreift. Die Arbeit „Masks for a Multiple-Role Actor“ (2020) aus der Serie „Surrogates“ wurde speziell für die Ausstellung entwickelt und bezieht sich auf vorgefundene Filme, aus denen Szenen herausgefiltert und zu neuen Sequenzen zusammengefügt wurden, die sich textuell auf den Wandtafeln wiederfinden, wie etwa: „Ein Mann packt sich an seinen Hoden und verflucht sich selbst“. Als 3-D Drucke schweben diese Masken im Raum und übersetzen den rhythmischen Ablauf im Film auf einer spekulativ-skulpturalen Ebene.
Die Arbeiten aus der Serie „Lexicon“ (2012-2019), die auch Fotografie, Video und Audioelemente beinhaltet, basieren auf Texten, die reale Kunstwerke beschreiben und als Grundlage für Issas Remakes dienen. Eines davon nennt sich „Road to Damascus“, zu dem es kunsthistorisch eine Fülle an Malereien gibt, die alle von der Bibel ausgehen. Hier zu sehen eine weiße, minimalistische Bodenarbeit, die in ihrer langgestreckten Form einen Weg zu symbolisieren vermag und abgesehen von der textuellen Zuschreibung eine Reihe von aktuelleren Interpretationsweisen aufkommen lässt.
Letzteres erprobt Issa seit 2015 auch in ihren „Heritage Studies“, die für die Ausstellung ebenso um einige neue Arbeiten erweitert wurden. Auf den Texttafeln zu lesen sind die Titel von vorwiegend antiken Museumsobjekten und ein mögliches Museum, in dem diese zu finden sind, jedoch ohne Ortsangabe. Die Künstlerin hinterfragt hier, wieweit Vergangenes unser aktuelles und zukünftiges Denken beeinflusst und jegliche objektive Betrachtungen von vornherein zum Scheitern verurteilt sind.
Die Ausstellung wird von drei Filmen sowie weiteren Skulpturen, etwa zum Thema Selbstporträt und einem Künstlerbuch als Ausstellungsszenario ergänzt, wobei der Text das Potential der Arbeiten sowie die entstehenden Wahrnehmungsprozesse radikalisiert. Die grundsätzliche Frage, die sich hier stellt, ist, wieweit die Künstlerin semiotisch einzugreifen versucht und welche postkonzeptuellen Interpretationsansätze sie dadurch auslöst.

11.12.2020 - 14.03.2021
Taxispalais Kunsthalle Tirol
6020 Innsbruck, Maria-Theresien-Str. 45
Tel: +43 512 594 89 401
Email: info@taxispalais.at
http://www.taxispalais.art
Öffnungszeiten: Di-So 11-18, Do 11-20 Uhr